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Coronapandemie

3.000 Lehrkräfte zum Fernunterricht befragt - mit erschreckenden Ergebnissen

Das ARD-Magazin „Report Mainz“ hat rund 3.000 Lehrerinnen und Lehrer nach ihren Erfahrungen mit dem digitalen Fernunterricht während der Coronapandemie befragt. Die Mehrheit sieht sich nicht in der Lage, so den Präsenzunterricht adäquat zu ersetzen.

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Foto: Shutterstock/GEW

Die Mehrheit der 3.000 von „Report Mainz“ befragten Lehrkräfte sieht sich nicht in der Lage, im Fall einer Corona-bedingten Schulschließung, Fernunterricht per Internet als adäquaten Ersatz zum Schulunterricht anzubieten. Das geht aus einer nicht-repräsentativen Umfrage des ARD-Magazins hervor.

„Nach wie vor werden keine Fortbildungen und keine Lernplattform seitens der Behörde gestellt.“

Zwei Drittel, also 64 Prozent der Teilnehmenden glauben, dass sie im Falle eines zweiten Lockdowns nicht sofort vom Präsenzunterricht auf gleichwertigen digitalen Fernunterricht umschalten könnten. Anonym gab es dazu Kommentare wie: „Nach wie vor werden keine Fortbildungen und keine Lernplattform seitens der Behörde gestellt.“ Oder: „Es fand keine Vorbereitung statt, nicht vor und nicht nach dem Lockdown. Es wird erwartet, dass alles mit privaten Endgeräten 'vollbracht' wird.“

68 Prozent der Befragten gaben an, dass an ihrer Schule kein schlüssiges Konzept für digitalen Fernunterricht existiere. In Kommentaren hieß es dazu etwa: „Natürlich haben wir ein tolles Medienkonzept wie sicherlich alle Schulen, aber nur auf dem Papier.“ Oder: „Ein Onlineportal ist noch lange kein Konzept.“

Technische Ausstattung weiter mangelhaft

Als häufigsten Grund für Probleme beim Fernunterricht nannten die Befragten die mangelhafte technische Ausstattung ihrer Schülerinnen und Schüler (84 Prozent) sowie der Schulen (73 Prozent, Mehrfachnennung möglich). Die Lehrkräfte beschrieben diesen Mangel zum Beispiel so: „Es gibt 6 PCs für 100 Lehrerinnen, kein WLAN, keine interaktiven Whiteboards. Der gesamten Schule fehlt die Hardware.“ Mit Blick auf die Lernbedingungen den Schülerinnen und Schüler hieß es: „Teilweise teilen sich die Familien mit mehreren Kindern ein einziges Handy - einen Drucker gibt es auch nicht.“

56 Prozent sind der Meinung, dass durch den bisherigen Fernunterricht ein nachhaltiger Schaden für die Schüler und Schülerinnen entstanden sei: „Gerade die Eltern aus den systemrelevanten Berufen konnten nicht die Zeit aufbringen, mit den Schülern den Unterricht nachzuholen. Das sind oft die Kinder, die jetzt weit zurückhängen.“ Und: „Der Unterschied zwischen guten und schlechteren Schülerinnen und Schülern ist gewachsen.“

„In den sechs Wochen Sommerferien ist nichts vorangegangen.“

Aktuell fühlt sich die Hälfte der Lehrer und Lehrerinnen nicht besser vorbereitet als im März. Die Zeit sei anscheinend nicht genutzt worden, berichteten viele Befragte. „In den sechs Wochen Sommerferien ist nichts vorangegangen.“ Vermutlich müssten Lernpakete wieder selbst zu Fuß ausgestellt oder Arbeitsaufträge und -blätter per Post versendet werden. „Wir haben immer noch keine Schul-Mail-Adresse oder ähnliches.“

Die GEW hatte die Umfrage unterstützt und ihre Mitglieder zur Teilnahme aufgerufen. Alle Ergebnisse der Befragung gibt es hier