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10 Filmtipps für die Berlinale

Flüchtlingsgeschichten sind ein Dauerthema der Berlinale geworden – und auch beim diesjährigen Filmfest vom 15. bis 25. Februar mehrfach vertreten. Die GEW gibt zehn Tipps für die Sektionen Wettbewerb, Special, Panorama und Forum.

  • „Das schweigende Klassenzimmer“ von Lars Kraume: Bei einem Kinobesuch in Westberlin sehen die Abiturienten Theo und Kurt 1956 in der Wochenschau aufwühlende Bilder vom Aufstand in Budapest. Zurück in Stalinstadt in der DDR entsteht die Idee, im Unterricht eine Schweigeminute für die Opfer des ungarischen Freiheitskampfes abzuhalten. Mit den kleinen und großen Reaktionen, die ihre Solidaritätsbekundung auslöst, haben weder die Jungen noch ihre Eltern oder die Schulleitung gerechnet. Der Volksbildungsminister verurteilt die Aktion als konterrevolutionären Akt. (Berlinale Special)
  • „Eldorado“ von Markus Imhoof: Als der 1941 geborene Imhoof ein kleiner Junge war, nahmen seine Eltern das italienische Flüchtlingskind Giovanna bei sich in der Schweiz auf. Doch die große Politik riss die Kinderfreundschaft auseinander. Die Erinnerungen daran veranlassen den Regisseur, sich mit der aktuellen europäischen Flüchtlingspolitik zu beschäftigen – und zu schildern, was mit den Mittelmeerflüchtlingen passiert, wenn sie das Boot verlassen haben. (Wettbewerb)
  • „Utøya 22. juli (U – July 22)“ von Erik Poppe: Am 22. Juli 2011 wurden 500 Jugendliche in einem Sommercamp auf der Insel Utøya von einem rechtsextremistischen Attentäter überfallen. 69 Menschen starben – ein Trauma, das Norwegen bis heute erschüttert. Nach dokumentarischen Anfangsszenen aus Oslo, wo derselbe Attentäter kurz zuvor eine Autobombe zündete und acht Menschen in den Tod riss, führt der Film auf die Insel und präsentiert eine 72 Minuten lange, in einer einzigen Einstellung gedrehte und aus der Perspektive der Opfer inszenierte Rekonstruktion der Vorgänge. (Wettbewerb)
  • „Styx“ von Wolfgang Fischer: Die Ärztin Rike will allein auf einem Segelschiff von Gibraltar nach Ascension im Atlantischen Ozean segeln. Nach einem Sturm schlägt das Abenteuer in eine Herausforderung um: In der Nähe ihres Schiffes entdeckt sie ein schwer beschädigtes, hoffnungslos überladenes Flüchtlingsboot. Mehr als 100 Menschen sind vom Ertrinken bedroht. Rike versucht, Hilfe zu organisieren. (Panorama Special)
  • „Unga Astrid (Becoming Astrid)“ von Pernille Fischer Christensen: Astrid und ihre Geschwister wachsen auf dem Pfarrbauernhof ihrer Eltern auf. Obwohl strenge, religiöse Werte den Tagesablauf bestimmen, vermitteln ihnen Mutter Hanna und Vater Samuel einen Sinn für Freiheit. Sie ermöglichen Astrid, eine weiterführende Schule zu besuchen, und sie stellen sich der 18-Jährigen nicht in den Weg, als der Eigentümer der Ortszeitung ihr eine Stelle als Volontärin in der Redaktion anbietet. Dieser bringt ihr nicht nur bei, Texte zu schreiben, er verliebt sich auch in sie. Als sie schwanger wird, lehnt Astrid es indes ab, ihn zu heiraten, und will allein für sich und ihren Sohn sorgen. Der Film über die Jugendjahre der Schriftstellerin Astrid Lindgren (1907–2002) porträtiert eine starke, unabhängige junge Frau, die gesellschaftliche Normen aufbricht. (Berlinale Special)
  • „Transit“ von Christian Petzold: Die deutschen Truppen stehen vor Paris. Georg entkommt im letzten Moment nach Marseille. Im Gepäck hat er die Hinterlassenschaft des Schriftstellers Weidel, der sich das Leben nahm: ein Manuskript, Briefe, die Zusicherung eines Visums durch die mexikanische Botschaft. In der Hafenstadt darf nur bleiben, wer beweisen kann, dass er gehen wird. Georg nimmt Weidels Identität an und versucht eine der wenigen Schiffspassagen zu ergattern. „Transit“ beruht auf Anna Seghers’ gleichnamigen Roman, Schauplatz des Films ist indes das heutige Marseille, in dem sich die Figuren aus der Vergangenheit bewegen. Flüchtlinge von damals treffen auf Flüchtlinge von heute. (Wettbewerb)
  • „Premierès solitudes“ von Claire Simon: Tessa, Anaïs, Catia, Manon, Elia, Hugo und Clément haben Zahnspangen, Speckrollen und Fistelstimmen und besuchen die elfte Klasse eines Lyzeums in einem tristen Vorort von Paris. In wechselnden Zweier- und Dreierkonstellationen tauschen sie sich, scheinbar unbeeindruckt von der Anwesenheit einer Kamera, über ihre familiären Hintergründe, die Beziehung zu ihren Eltern, erste Verliebtheiten und Zukunftsvorstellungen aus. Kaum jemand hat zuhause ein echtes Gegenüber, und so ist es umso verblüffender, wie reflektiert, beredt und klar hier Gefühle artikuliert und Unsicherheiten, Sehnsüchte, Schmerz und Ängste offenbart werden. In erstaunlich intimen Gesprächen kommen sich zehn Teenager näher. (Forum)
  • „Zentralflughafen THF“ von Karim Aïnouz: Der Flughafen Tempelhof in Berlin – das größte Baudenkmal Europas – steht für die monumentale Selbstinszenierung der Nationalsozialisten, ist aber durch die Luftbrücke von 1948/49 auch zu einem Symbol der Freiheit geworden. Seit Herbst 2015 dienen einige Hangars als Flüchtlingsnotunterkunft. Der Syrer Ibrahim und der Iraker Qutaiba träumen mit rund 2.000 Geflüchteten davon, endlich anzukommen. Voller Hoffnung bereiten sie sich mit Übersetzern, Ärzten, Sprachlehrern und Jobvermittlern auf ein neues Zuhause in Deutschland vor. Fehlende Rückzugsmöglichkeiten sowie Kommunikations- und Verwaltungsbarrieren werden dabei zur Herausforderung. (Panorama Dokumente)
  • „Ondes de choc – Journal de ma tête (Shock Waves – Diary of My Mind)“ von Ursula Meier: Am 27. Februar 2009 begeht der Schüler Benjamin Feller eine Straftat, deren Hergang er vorher in einem Tagebucheintrag minutiös geschildert hat. Er fährt zur Post, um seine Aufzeichnungen an seine Lehrerin zu schicken, erschießt seine Eltern und stellt sich der Polizei. Die Lehrerin Esther Fontanel versucht, die Ereignisse im Rückblick zu verstehen. Als Adressatin der Niederschriften gerät sie immer mehr ins Visier der Polizei. Der Film ist Teil einer vierteiligen Reihe über reale Kriminalfälle. (Panorama Special)
  • „Aggregat“ von Marie Wilke: Die Führungen im Reichstagsgebäude sind gut besucht, bei der simulierten Abstimmung über ein Gesetz gibt es viele Lacher. Im Infomobil des Bundestags am Standort Dresden beklagt ein Bürger fehlende Volksnähe. SPD-Abgeordnete üben in einem Workshop Strategien des Umgangs mit rechtspopulistischen Thesen. Eine Menschenmenge skandiert: Macht die Grenzen dicht! Journalisten von taz und Bild-Zeitung diskutieren die Themen des Tages. Eine TV-Redaktion des MDR produziert den Beitrag „Angriff auf die Demokratie – Die Neue Rechte“. Der Film blickt hinter das Geschehen in Bundestag, in Nachrichtenredaktionen und Wahlkreisbüros.(Forum)

Der Kartenvorverkauf für die 68. Berlinale startet am 12. Februar. Tickets gibt es in der Regel drei Tage im Voraus ab 10.00 Uhr. Am Tag der Vorstellung gibt es Tickets nur noch online und an der Tageskasse des jeweiligen Kinos.