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Umkämpfte Wissenschaftsfreiheit

Neues Studienheft zum Verhältnis von Wissenschaft und Politik

Die Freiheit von wissenschaftlicher Forschung und Lehre ist ebenso wichtig wie umkämpft. Ein neues Studienheft nimmt sie aus historischer und gegenwärtiger Perspektive in den Blick.

Foto: Shutterstock/GEW

Spätestens mit der Gründung des „Netzwerks Wissenschaftsfreiheit“ 2020/21 gewann eine schwelende Debatte Aufwind, die bereits seit längerem durch rechte und konservative Kräfte beschwört wurde: Es gebe einen vermeintlichen „Kulturkampf“ an Hochschulen. Die Rede ist hierbei von einer vorgeblichen „Cancel Culture“ oder eines „links-grünen Mainstream“ in der Wissenschaft sowie bei Forschenden und Studierenden. Diese betrieben Aktivismus statt Wissenschaft. 

Studienheft greift in die Debatte ein

Vor diesem Hintergrund haben sich die GEW sowie der Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi), der freie zusammenschluss von studen*innenschaften (fzs), das Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft (NGAWiss) und die Österreichische Hochschüler_innenschaft (ÖH) zusammengetan, um in die Debatte mit einem Studienheft einzugreifen. Das nun erschienene Heft analysiert wie rechte Hetze, die Unterfinanzierung des Hochschulbereichs oder auch Eingriffe durch den Staat die Wissenschaftsfreiheit infrage stellen.

Die Autor*innen arbeiten ein unheilvolles Zusammenspiel einer voranschreitenden Ökonomisierung im Bildungsbereich, staatlicher Regulierungen sowie einer deutlichen Zunahme rechter Angriffe auf Wissenschaftler*innen und auf ganze Forschungsfelder heraus. Der Druck auf die Freiheit von Forschung und Lehre wächst auch international. Das Studienheft zeigt anhand der Beispiele Indien und Türkei, vor welchen Herausforderungen und Einschränkungen dort Wissenschaft betrieben werden muss.

Wissenschaftsfreiheit unter Druck

Zugleich wächst der Druck auch im deutschsprachigen Hochschulraum weiter. Neben einer Einordnung in aktuelle Diskurse und staatliche Rahmenbedingungen schließen unter anderem Autor*innen und GEW-Aktive wie Eduard Meusel, Lea Dahms und Christiane Fuchs in ihren Artikeln an die gewerkschaftlichen Debatten rund um Unterfinanzierung und Projektzentrierung im Hochschulbereich (Meusel), historische Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit im Zuge des sogenannten „Radikalenerlasses“ (Dahms) oder an den Umgang mit zunehmender rechter Hetze auf die Wissenschaftsfreiheit (Fuchs) an.

Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender und Vorstandsmitglied für Hochschule und Forschung im Geschäftsführenden Vorstand der GEW, hat ebenfalls als Autor mitgewirkt. Seit vielen Jahren wächst der Anteil befristeter Stellen im wissenschaftlichen Bereich. Gegen diese unsicheren Beschäftigungsverhältnisse regt sich fast ebenso lange gewerkschaftlicher Widerspruch. So kritisiert Keller in seinem Beitrag, dass die anhaltende Befristungspraxis in Deutschland auch fortlaufend die Wissenschaftsfreiheit hierzulande untergrabe. 

„Nicht nur unmittelbare staatliche Repressionen wie Lehr- und Publikationsverbote, Entlassungen oder Inhaftierungen, sondern auch prekäre Beschäftigung und Machtkonzentration bedrohen die Wissenschaftsfreiheit.“ (Andreas Keller)

Keller argumentiert, dass die Wissenschaftsfreiheit als Grundrecht aller Lehrenden und Forschenden verstanden werden müsse – unabhängig von ihrem Beschäftigungsstatus.

Weitere Informationen und die Bestellung des Studienhefts 14 „Umkämpfte Wissenschaftsfreiheit – Verhältnis von Wissenschaft und Politik“ sind hier erhältlich.