Das Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Berliner Humboldt-Universität hat im Frühjahr 2011 im Auftrag der Kultusministerkonferenz (KMK) die Leistungen von rund 30.000 Viertklässlern aus 1300 Schulen bundesweit untersucht. Getestet wurden die Kompetenzen im Lesen, bei der Rechtschreibung, beim Hörverständnis und in Mathematik. Basis für die Aufgaben waren die von der KMK vereinbarten Bildungsstandards für die vierte Grundschulklasse.
Die Ergebnisse bestätigen im Prinzip frühere Leistungsvergleiche wie beispielsweise IGLU, TIMSS oder PISA: Sowohl beim Lesen als auch in Mathematik liegt Bayern im Bundesvergleich vor Sachsen, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Thüringen. Dann folgt ein breites Mittelfeld, Schlusslichter sind mit einigem Abstand die Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin.
Auch die weiteren Erkenntnisse des Grundschul-Ländervergleichs klingen vertraut: "Die soziale Herkunft und insbesondere der Zuwanderungshintergrund haben erhebliche Auswirkungen auf den Bildungserfolg", heißt es in der Zusammenfassung der KMK. Und weiter: "In den Analysen der Kompetenzunterschiede zwischen Jungen und Mädchen werden ein deutlicher Vorsprung der Mädchen im Lesen und in Orthografie und ein Vorsprung der Jungen in Mathematik erkennbar."
"Obskure Länder-Rankings"
"Welchen Sinn hat es, wenn die Vergleiche immer wieder zeigen, dass dieselben Bundesländer an der Spitze stehen und dieselben Länder am Ende?", fragte Marianne Demmer, Leiterin des GEW-Vorstandsbereichs Schule und stellvertretende Vorsitzende, angesichts dieser Resultate. "Aber auch gut zehn Jahre nach dem PISA-Schock kann niemand sagen, warum das so ist! Völlig unerforscht ist auch, welche Maßnahmen ergriffen werden müssten, um die Qualität der Lernprozesse zu verbessern.“ Demmer forderte, nicht länger komplette Bundesländer, sondern wirtschaftlich und soziokulturell ähnliche Regionen miteinander zu vergleichen. "Sonst werden Äpfel mit Birnen verglichen.“
Der Bundesländervergleich gebe auch keinerlei Aufschluss darüber, ob die Umsetzung der Bildungsstandards der KMK irgendwelchen Einfluss auf die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler habe. "Es ist ein Armutszeugnis für die KMK, dass die Bundesländer viel Geld für eine Bildungsforschung ausgeben, die zwar einen Wust von Daten und obskure Länder-Rankings produziert, die wirklich wichtigen Fragen jedoch nicht bearbeitet“, unterstrich die GEW-Schulexpertin. "Es ist höchste Zeit, dass in der Bildungsforschung neue Akzente gesetzt werden: Der Umbau des selektiven zu einem inklusiven Schulsystem, effektive Lehrerfortbildung und die Bedingungen für gelingende individuelle Lernunterstützung müssen von der Forschung begleitet werden.“
Neuer Test – altbekannte Ergebnisse
Bayern und Sachsen vorn, Berlin, Bremen und Hamburg hinten. So lauten die nicht ganz neuen Erkenntnisse des Gundschul-Ländervergleichs, der am Freitag in Berlin vorgestellt wurde. Die GEW stellt die Sinnhaftigkeit solcher Tests infrage und fordert, in der Bildungsforschung neue Akzente zu setzen.