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30. Gewerkschaftstag der GEW

Neue schulpolitische Positionen: Aufbruch nötig

Die GEW hat auf ihrem Gewerkschaftstag in Berlin ihre schulpolitischen Positionen aktualisiert. Sie strebt ein langes gemeinsames Lernen in der „Eine(n) Schule für alle“ an. Dem Beschluss ging ein dreijähriger Überarbeitungsprozess voraus.

30. Gewerkschaftstag der GEW vom 20. bis 24. Mai in Berlin (Foto: Kay Herschelmann)

„Wir brauchen einen Aufbruch in der Schulpolitik. Wir wollen die ‚Eine Schule für alle Kinder‘ in einem inklusiven Schulsystem, das alle bestmöglich unterstützt und fördert, niemanden zurücklässt“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern. Jahr für Jahr verließen 50.000 Jugendliche die Schule ohne einen Abschluss. „Das ist ein gesellschaftspolitischer Skandal, den wir uns nicht länger leisten können und wollen. Deshalb brauchen wir mehr Inklusion und mehr Ganztag“, unterstrich die GEW-Vorsitzende.

Gegen eine veraltete Schulstruktur

Die Antragsteller begründeten die Neufassung damit, dass die Positionen und Forderungen der GEW an die sich verändernden gesellschaftlichen Bedingungen angepasst werden müssen – und nach mehr als 20 Jahren sei nun der richtige Zeitpunkt. Nachdem auf dem Gewerkschaftstag im Jahr 2022 die Aktualisierung der schulpolitischen Positionen beschlossen wurde, beteiligten sich im Anschluss weit über 300 Kolleginnen und Kollegen auf drei Regionalkonferenzen sowie einer bundesweiten „Perspektivenkonferenz“ an diesem Prozess. Zudem haben einzelne Landesverbände und Bundesausschüsse von ihrer Mitsprachemöglichkeit Gebrauch gemacht. 

In der lebhaften und längeren Debatte wurde darauf hingewiesen, dass sich der Einsatz für „Eine Schule für alle“ gegen eine veraltete Schulstruktur, aber nicht gegen die dort tätigen Beschäftigten richte. Die GEW sei eine solidarische Bildungsgewerkschaft, die die Bildungsbereiche von der Kita bis zur Hochschule und so auch die verschiedenen Schulformen als gleichwertig betrachtet. Es gilt, sich den Zwängen des gegliederten Schulsystems entgegenzustellen und die neue Positionierung sei ein deutliches Signal in dieser Richtung. 

Ziel: gesellschaftlicher Konsens

In dem Beschluss werden folgende zentrale Positionen definiert: 

  • Die GEW bekräftigt den Erhalt des staatlichen Schulwesens, damit es zu größerer Bildungsgerechtigkeit, zu mehr Chancengleichheit und Nachhaltigkeit kommt.
  • Die GEW tritt offensiv für eine Stärkung von Demokratie, Teilhabe und Nachhaltigkeit in den Schulen ein. Lebendige demokratische Strukturen mit echter Beteiligung am Schulgeschehen und an Lernprojekten gehören ebenso dazu wie die Ausrichtung der Bildungsinhalte und formen in Richtung Toleranz und Akzeptanz gesellschaftlicher Vielfalt.
  • Die GEW strebt ein langes gemeinsames Lernen in der „Eine(n) Schule für alle“ an. Das diese Schule tragende Inklusionsverständnis umfasst alle Menschen. Eine Aussonderung oder Ausgrenzung von Kindern und Jugendlichen verbietet sich. Pädagogische Qualität bedeutet ein umfassendes Konzept ganztägiger, ganzheitlicher und umfassender Bildung. Das Ziel besteht in einem wohnortnahen, mindestens zehnjährigen gemeinsamen Schulbesuch. Diese Schulen arbeiten ganztägig nach einem in der Schulgemeinschaft abgestimmten Konzept. Sie führen zu in allen Bundesländern gleichwertigen ersten Abschlüssen am Ende der Sekundarstufe I nach Klasse 10.
  • Die GEW fordert eine strategische Diskussion, wie Inklusion und die „Eine Schule für alle“ umgesetzt werden können. Bislang ist es nicht gelungen, einen gesellschaftlichen Konsens für ein integratives beziehungsweise inklusives Schulsystem herzustellen. Es braucht einen echten Aufbruch!
  • Die GEW betont, dass sowohl die Schulstruktur als auch die Ausbildungsqualität der Pädagoginnen und Pädagogen, die Räumlichkeiten und deren Finanzierung überprüft werden müssen. Die GEW stemmt sich gegen die Veränderung der Schule im Sinne ökonomischer Verwertbarkeit des Menschen wie auch im Sinne einer Unterordnung der Schule unter ökonomische Interessen.
  • Die GEW fordert einen Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Förderung für die Dauer der Pflichtschulzeit.