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Nach wie vor wenige Arbeiterkinder an Hochschulen

Während im Jahr 2009 71 Prozent der Akademikerkinder den Hochschulzugang schafften, waren dies bei Kindern aus Familien ohne akademische Tradition nur 24 Prozent. Das belegt die 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW), die heute in Berlin vorgestellt wurde.

Dass der Anteil der Arbeiterkinder an den Studierenden von 13 Prozent 2006 auf 15 Prozent 2009 angestiegen ist, ändert laut GEW-Hochschulexperte Andreas Keller nichts daran, dass Deutschland Weltmeister in sozialer Auslese bleibt. "Zwar hat sich der Abstand der Studierquoten von Kindern aus Familien ohne akademische Tradition verringert – aber das ist allein auf einen Rückgang des Hochschulzugangs von Akademikerkindern zurückzuführen", so Keller.

Die Studierquote der Akademikerkinder ging im Vergleichszeitraum von 83 auf 71 Prozent deutlich zurück, während die der Nichtakademikerkinder praktisch unverändert blieb (24 statt zuvor 23 Prozent).

"Die neue Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks ist ein Armutszeugnis für die studentische Sozialpolitik der Bundesregierung – von Chancengleichheit beim Hochschulzugang ist die Bundesrepublik immer noch Lichtjahre entfernt“, stellte Keller fest.

Eltern sind Hauptfinanzierungsquelle

Wichtigste Finanzierungsquelle beim Studium ist laut Studie die Unterstützung durch die Eltern, an zweiter Stelle kommt der eigene Verdienst. Erst an dritter Stelle steht das BAföG – trotz der BAföG-Erhöhung von 2008, die in den Daten der Sozialerhebung bereits berücksichtigt ist.

Dabei hat der Beitrag der Eltern an den studentischen Einnahmen zugenommen, gleichzeitig hat sich aber auch die Selbstfinanzierungsquote durch eigenen Verdienst erhöht. Dies hat offensichtlich damit zu tun, dass die Eltern maßgeblich die Zusatzbelastung durch Studiengebühren tragen, im Gegenzug jedoch die Zuwendungen für den Lebensunterhalt ihrer Kinder reduzieren: 59 Prozent der Studierenden, die Gebühren zahlen müssen, begleichen diese ganz oder teilweise mit Mitteln, die sie von den Eltern erhalten. 24 Prozent der Studierenden greifen auf Ersparnisse zurück, elf Prozent (in Nordrhein-Westfalen 19 Prozent) nehmen einen Kredit in Anspruch.

Immer mehr Zeit müssen Studierende für Erwerbstätigkeit neben dem Studium aufwenden. 66 Prozent aller Studierenden im Erststudium gaben an, erwerbstätig zu sein – drei Prozent mehr als vor drei Jahren. Sie arbeiten im Durchschnitt 13,5 Stunden pro Woche, 27 Prozent von ihnen sogar
mehr als 17 Stunden pro Woche.

"Die Bundesregierung muss jetzt alle Hebel in Bewegung setzen, um die Hochschulen sozial zu öffnen“, unterstrich Keller. "Das BAföG darf nicht um nur zwei Prozent, sondern muss um mindestens zehn Prozent erhöht werden." Das sei finanzierbar – wenn die Regierung auf ihr nationales Stipendienprogramm verzichte. Dieses helfe gerade den Studierenden nicht, die eine Unterstützung am dringendsten brauchen.

An die Bundesländer, die noch an Studiengebühren festhalten, appellierte der GEW-Hochschulexperte, dem Beispiel Hessens und des Saarlandes zu folgen und die Gebühren schleunigst wieder abzuschaffen.