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kjl&m 21.4: Nicht gut - böse?!

Moralische Gegenhorizonte in der Kinder- und Jugendliteratur

Das neue Themenheft der AG Jugendliteratur und Medien (AJuM) spürt den Funktionen des Bösen in den verschiedenen Spielarten der Kinderli­teratur nach.

  • Editorial
  • Ulf Abraham, „Nichts Gutes ohne das Böse: Moralische Gegenhorizonte in der Kinder- und Jugendliteratur“
  • Arne Moritz, „Sich vom Bösen erzählen: Begriffliche und moralpädagogische Überlegungen“
  • Ulrike Witten, „Das Böse in der Bibel. Seine narrative Funktion aus theologischer Perspektive und die Verarbeitung in biblischen Geschichten für Kinder“
  • Ulrike Kristina Köhler, „Eine Maus und ein Kaninchen als Identifikationsfiguren für das Ausleben des Verbotenen. Dorothy Kilners The Life and Perambulations of a Mouse (1783) und Beatrix Potters Peter Rabbit (1902)“
  • Lisa Ingermann, „Banale Böse? Darstellung des Bösen in Comics zum Nationalsozialismus“
  • Anna Braun, „Die Versuchung durch den Bund mit dem Bösen. Teufelspakte in Timm Thaler von James Krüss und in F.A.U.S.T. von Paul Maar und Christian Schidlowsky“
  • Christine Knödler, „Böse Bücher? Ein Streifzug durch die Jugendliteratur“
  • Jan Standke, „Böse Technologien. Technologische Singularität in Karl Olsbergs dystopischem Jugendroman Boy in a White Room (2017)“
  • Astrid Henning-Mohr, „Das Böse als Initiator des Guten in der verbotenen Bibliothek Harry Potters“
  • Claudia Weiß, „Diskussionen über Schmutz und Schund in der Kinder- und Jugendliteratur im Deutschen Kaiserreich“
  • kurz gefragt: Interview mit Susanne Blumesberger über Moral und Gut und Böse in der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur
  • Spektrum: Stephanie Jentgens / Alexandra Ritter, „Literacy im Kindergartenalltag. Empirische Befunde zum Gütesiegel Buchkindergarten“

Dem Bösen kommt im literarischen Kontext eine wichtige Rolle zu. Es dient als Gradmesser und Beispiel für die mensch­liche Fehlbarkeit, es bietet Orientierung, fordert zu differenzierteren Welterklärun­gen heraus – und es fasziniert uns einfach auch wegen seiner grenzüberschreitenden Autonomie.

Das vorliegende Themenheft spürt die­sen Funktionen des Bösen in den verschiedenen Spielarten der Kinderli­teratur nach. Im Beitrag des Spektrums sind diesmal zudem fundierte Einblicke in Befunde zur Profilierung von Kindertagesstätten mit einem Schwerpunkt in der Leseförderung zu finden. Hier ist zu lesen, dass viele Kitas zwar ein breites Spektrum an anspruchsvoller Kin­derliteratur vorhalten, dass konzeptionelle Überlegungen zur Leseförderung dabei aber eher selten eine herausgehobene Rolle spielen.

Sie sind aus unserer Kultur kaum wegzu­denken. Von der bösen Hexe über Long John Silver bis hin zu Darth Vader sind es immer wieder besonders die Bösewichte und Antagonistinnen und Antagonisten, die Geschichten nachhaltigen Eindruck verleihen und eine große Faszination auf die Lesenden ausüben. Das liegt auch daran, dass die vermeintlich eindeutige Grenzlinie von Gut und Böse oft bei genauerem Hinsehen gar nicht mehr so eindeutig zu ziehen ist. Und während die Hexe tatsächlich einfach und eindimensional böse daherkommt – ihr wird wenigstens in der traditionellen Märchenliteratur keine vielschichtige Persönlichkeit zugestanden – stellen sich der Pirat und der Tyrann im Verlauf ihrer Geschichte durchaus als ambivalente Fi­guren heraus, deren Schicksal und Motive bei genauerem Hinsehen eine Neubewer­tung ihrer literarischen Rolle und eine Auseinandersetzung mit moralischen und ethischen Fragen einfordern.

Dem Bösen kommt im literarischen Kontext eine wichtige Rolle zu. Es dient als Gradmesser und Beispiel für die mensch­liche Fehlbarkeit, es bietet Orientierung, fordert zu differenzierteren Welterklärun­gen heraus – und es fasziniert uns einfach auch wegen seiner grenzüberschreitenden Autonomie.

Das vorliegende Themenheft spürt die­sen Funktionen des Bösen in der Kinderli­teratur nach. Im Basisbeitrag verortet Ulf Abraham das Böse in der KJL in verschie­denen kulturgeschichtlich bedeutsamen Bezugshorizonten. Arne Moritz analysiert sodann die logische Struktur der Rede vom Bösen im Kontext des Erzählens und entwickelt daraus moralpädagogische Ab­leitungen für eine Didaktik der Ethik. Bei Ulrike Witten wird das Böse im Kontext biblischer Geschichten in den Blick ge­nommen und nach der kinderliterarischen Inszenierung dieser auch religionspädago­gisch so bedeutsamen Kategorie gefragt.

Im Beitrag von Ulrike Kristina Köhler geraten zwei historische englische Kinder­bücher in den Blick, die mit ihren normüberschreitenden Protagonisten Identifi­kationsangebote für Kinder bieten, sich mit dem abweichenden Verhalten intensiv und lustvoll auseinanderzusetzen. Lisa In­germann betrachtet die Inszenierung des Bösen im Comic zum NS, während Anna Braun das Motiv des Teufelspaktes in zwei Kinderbüchern beschreibt. Bei Christine Knödler gerät die politische Dimension des Bösen in aktuellen Jugendbüchern in den Blick.

Jan Standke zeigt schließlich, wie technologische Entwicklungen im dysto­pischen Roman auch zum Gegenstand li­terarischen Lernens werden können. Astrid Henning-Mohr beschreibt die Bibliothek in den „Harry-Potter“-Romanen als Ort eines autonomen Lernens und Claudia Weiß führt in ihrem Text ein in die Debatte um Schund und Schmutz in der Literatur für Heranwachsende in den Bildungseinrich­tungen der Franckeschen Stiftungen zu Halle am Beginn des 20. Jahrhunderts. In der Rubrik „kurz gefragt“ kommt diesmal Susanne Blumesberger zu Wort.

Im Beitrag des Spektrums bieten Stepha­nie Jentgens und Alexandra Ritter empi­risch fundierte Einblicke in Befunde zur Profilierung von Kindertagesstätten mit einem Schwerpunkt in der Leseförderung. Sie zeigen dabei, dass viele Kitas zwar ein breites Spektrum an anspruchsvoller Kin­derliteratur vorhalten, dass konzeptionelle Überlegungen zur Leseförderung dabei aber eher selten eine herausgehobene Rolle spielen.

Michael Ritter

In der kjl&m stehen Literatur und Medien für Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt. Alle, die sich professionell mit Kinder und Jugendliteratur beschäftigen, finden in der Zeitschrift Informationen sowie hilfreiche Tipps und Anregungen für die Praxis.

Die vierteljährlich erscheinenden Hefte setzen jeweils einen Themenschwerpunkt. Es geht dabei um:

  • medienpädagogische und literaturdidaktische Ansätze,
  • Forschungsbeiträge zu Kinder- und Jugendliteratur,
  • Rezensionen von Fachliteratur und Unterrichtsmaterialien sowie
  • Kinder- und Jugendliteratur in Schule und Bibliothek.

Die Themen der folgenden Ausgaben sind: Sexuelle Vielfalt (22.1), Theater (22.2), Essen & Trinken (22.3)

Herausgegeben wird die Zeitschrift von der AG Jugendliteratur und Medien (AJuM) der GEW.