US-Investmentriese BlackRock
Mit kommerziellen Schul-Messengern Geld verdienen
Die Schul-App SchoolFox sorgt laut Betreiberfirma dafür, dass Kommunikation und Administration wie am Schnürchen laufen. Vertreter von GEW-Landesverbänden hingegen fordern ein staatliches Angebot, das für die Schulen kostenlos ist.
Die Hausaufgaben digital verschicken? Mit Eltern chatten? Das Protokoll der letzten Schulkonferenz in der Cloud ablegen? Mit SchoolFox sei das alles kein Problem, verspricht die Betreiberfirma Fox Education Services GmbH in Wien. Auch die Kommunikation mit Eltern, die nicht Deutsch sprechen, sei möglich – Nachrichten lassen sich mit Hilfe der App in 40 Sprachen übersetzen.
WhatsApp und Elternbrief waren gestern
Auch Geld für die Klassenfahrt könne per SchoolFox eingesammelt werden, dank eines integrierten Zahlungsmanagementsystems. Lehrkräfte hätten die Möglichkeit, Ruhezeiten einzustellen – und bleiben dann von Anfragen oder Mitteilungen verschont. Selbstverständlich werde der Datenschutz nach DSGVO beachtet. Inzwischen gibt es nach Auskunft der Betreiberfirma bereits 1,5 Millionen zufriedene Nutzer*innen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz.
Gratis ist die App nicht zu haben
Wie viel SchoolFox kostet, hängt unter anderem von der Schüler*innenzahl ab. Eine Schule mit 1.200 Schüler*innen zahlt für die Grundausstattung jährlich 1.700 Euro, zuzüglich Mehrwertsteuer. Will dieselbe Schule zusätzlich unlimitiert Videokonferenzen und unlimitierten Cloudspeicher, muss sie 2.900 Euro plus Mehrwertsteuer auf den Tisch legen. Schulen erhalten Rabatt, wenn sie eine Lizenz mit mehrjähriger Laufzeit kaufen. Die SchoolFox-App könne - „laut unserem Verständnis der Förderkriterien“ - aus Mitteln des Startchancen-Programms von Bund und Ländern für benachteiligte Schulen finanziert werden. Das erklärt Fox Education auf GEW-Anfrage.
BlackRock investierte in Mutter-Unternehmen
2021 wurde Fox Education von der GoStudent GmbH, ebenfalls Wien, aufgekauft. 2024 übernahm die Sdui-Gruppe mit Sitz in Koblenz. Sdui hat 230 Beschäftigte und vermarktet international Messenger-Dienste, Tools für Schulverwaltungen und Angebote für Lern- und Notenmanagement. Zu den Kapitalgebern von Sdui gehören der US-Investmentriese BlackRock, die Investmentholding der deutschen Haniel-Gruppe und HV Capital, ein Unternehmen, das auch in Flixbus und Zalando investiert hat.
GEW-Vertreter fordern staatliches Angebot
Uli Härtel, Vorstandsmitglied des GEW-Landesverbandes Sachsen-Anhalt, zieht andere Lösungen vor. Er halte nichts davon, dass Schulen und Schulträger für die Nutzung einer App zahlen müssen. „Hier werden schon wieder Aufgaben und Verantwortungen der Bildungsministerien an die Schulträger abgeschoben.“
Ähnlich sieht es David Warneck, stellvertretender Vorsitzender des GEW-Landesverbandes Baden-Württemberg und dort Leiter des Arbeitskreises Digitalisierung im Bildungswesen. „Grundsätzlich sollte es im Bereich der digitalen Kommunikation eine Landes- oder sogar Bundeslösung geben.“ Diese sollte für die Schulen kostenlos sein. Eine einheitliche Lösung bedeute zudem, dass Eltern, deren Kinder verschiedene Schulen besuchen, nicht auch verschiedene Apps installieren müssten. Außerdem wäre das Land oder der Bund für die Einhaltung des Datenschutzes verantwortlich. Bei SchoolFox und ähnlichen Angeboten sei dies Aufgabe der Schule: Die Schulleitung schließe mit dem Anbieter einen Vertrag – und müsse dem Unternehmen vertrauen, dass es den Datenschutz einhält.