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Red Hand Day 2020

Missbrauch von Mädchen als Kämpferinnen anprangern

Das Deutsche Bündnis Kindersoldaten fordert die Bundesregierung auf, ihre Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat zu nutzen, um die Mittel für die Rehabilitation früherer Kindersoldatinnen zu erhöhen. Die GEW kritisiert die Rekrutierung Minderjähriger.

Red Hand Day Logo zum Internationalen Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten

Anlässlich des diesjährigen Red Hand Day fordert das Deutsche Bündnis Kindersoldaten, sich stärker um zwangsrekrutierte Mädchen zu kümmern. „Da der Begriff des Kindersoldaten meist mit männlichen Kämpfern verbunden wird, ist es höchste Zeit, auf das dramatische Schicksal der Mädchen aufmerksam zu machen, deren Anteil je nach Konflikt zwischen fünf und 20 Prozent der insgesamt eingesetzten Kindersoldaten schwankt“, sagte Thomas Berthold, Kinderrechtsexperte von terre des hommes und Sprecher des Bündnisses, am Dienstag in Berlin.

„Die Lebenssituationen vieler Mädchen werden einfach vergessen – darauf machen wir am diesjährigen Red Hand Day aufmerksam.“ (Frank Mischo)

„Mädchen sind nicht nur häufig Opfer sexueller Gewalt, sondern sie übernehmen auch dieselben Aufgaben wie Jungen und werden wie sie oft körperlich und psychisch misshandelt“, betonte Frank Mischo, Kindernothilfe-Experte und ebenfalls Sprecher des Deutschen Bündnisses Kindersoldaten. Trotz vieler bekannter Berichte über die Situation der betroffenen Mädchen und jungen Frauen fehle eine systematische und umfassende Aufarbeitung. „Die Lebenssituationen vieler Mädchen werden einfach vergessen – darauf machen wir am diesjährigen Red Hand Day aufmerksam.“ Die Bundesregierung müsse ihre Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat nutzen, um die Mittel für die Rehabilitation ehemaliger Kindersoldatinnen zu erhöhen. Weltweit werden in bewaffneten Konflikten etwa 250.000 Kinder zum Kämpfen gezwungen, darunter auch viele Mädchen.

Zahl der Minderjährigen in der Bundeswehr wieder gestiegen

„Bereits 15-jährige Mädchen werden für einen Beruf umworben, der viele Risiken mit sich bringt von Traumatisierungen bis hin zum Tod.“ (Ilka Hoffmann)

In Deutschland kritisiert die GEW zudem seit langem die Rekrutierung von Minderjährigen durch die Bundeswehr und ist Teil des Bündnisses „Unter 18 nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr“. Anlässlich des Red Hand Day bekräftigte GEW-Vorstandsmitglied und Schulexpertin Ilka Hoffmann: „Die Bundeswehr ist kein Arbeitgeber wie jeder andere. Das muss bei der Berufsorientierung junger Mädchen rüber kommen. Bereits 15-jährige Mädchen werden für einen Beruf umworben, der viele Risiken mit sich bringt von Traumatisierungen bis hin zum Tod.“

Mögliche persönliche Folgen würden bei diesen Angeboten ebenso verharmlost wie die verheerenden Auswirkungen von Kriegen für die Zivilbevölkerung. „Diese Desinformation junger Menschen muss beendet werden. Das Vorgehen lehnen wir aus politischen, pädagogischen und kinderrechtlichen Gründen ab.“

Dem jüngsten Bericht des Wehrbeauftragten Hans Peter Bartels zufolge stieg die Zahl der minderjährigen Soldatinnen und Soldaten bei der Bundeswehr erneut: Im Jahr 2019 traten 1.706 Minderjährige ihren Dienst an, 2018 waren es noch 1.679 17-Jährige gewesen. Der Bericht dokumentiert zudem Missstände im Umgang mit Minderjährigen bei der Bundeswehr und verweist auf zahlreiche Fälle von verbaler und physischer Gewalt.