GEW kritisiert E-Learning-Portal der CDU
„Milla“ ist kein Konzept für die Zukunft der Weiterbildung
Die GEW lehnt die von der CDU geplante Weiterbildungsplattform „Milla“ weiter ab. Das Portal könne die Probleme des Sektors nicht lösen, fördere jedoch den gläsernen Nutzer. Zudem müsse ein solches Angebot von den Lehrenden selbst entwickelt werden.
Die GEW bekräftigt ihre Kritik an der geplanten Weiterbildungsplattform „Milla“ der CDU. „Mit ‘Milla’ lassen sich die seit Jahrzehnten existierenden Probleme der Weiterbildung nicht lösen“, sagt GEW-Vorstandsmitglied Ansgar Klinger und verweist unter anderem auf diffuse Strukturen der Trägerlandschaft, eine erhebliche Unterfinanzierung, prekäre Beschäftigungsverhältnisse der Mehrzahl der Lehrenden sowie fehlende staatliche Regelungen für ein inklusives Weiterbildungssystem. Die Plattform fördere zudem den gläsernen Arbeitnehmer beziehungsweise die gläserne Arbeitnehmerin und stärke den Überwachungsstaat. „Für die GEW ist klar: ‘Milla’ kann kein Konzept für die Zukunft der Weiterbildung sein“, betonte er.
Die Abkürzung „Milla“ steht für „Modulares interaktives lebensbegleitendes Lernen für alle“. Die Unions-Fraktion im Deutschen Bundestag stellte die Plattform im Dezember 2018 vor. Auch in dem jüngst beim CDU-Parteitag in Leipzig gefassten Beschluss Digitalcharta – Innovationsplattform: D wird das E-Learning-Angebot genannt.
„Milla“ soll mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) individuelle Interessen und Kompetenzen der Nutzerinnen und Nutzer bei der Weiterbildung berücksichtigen. Für absolvierte Kurse soll es Kompetenzpunkte geben, die in Prämien umgewandelt werden können. Anbieter sollen geprüft und je nach Qualität und Relevanz der Lerninhalte bezahlt werden. „Es ist das Ziel, durch kurzweilig und flexibel einsetzbares E-Learning eine nachhaltige Motivation für dauerhaftes Selbststudium zu schaffen“, heißt es. „Milla“ solle Teil der geplanten nationalen Weiterbildungsstrategie werden und einen Beitrag zur Behebung des Fachkräftemangels leisten.
„Eine zentrale Weiterbildungsplattform macht nur Sinn, wenn sie von unten her, also von Lehrenden und Lernenden aus ihren Lernprozessen heraus aufgebaut wird.“ (Ansgar Klinger)
GEW-Vorstandsmitglied Ansgar Klinger fordert dagegen: „Eine zentrale Weiterbildungsplattform macht nur Sinn, wenn sie von unten her, also von Lehrenden und Lernenden aus ihren Lernprozessen heraus aufgebaut wird mit Problemstellungen und gefundenen Lösungen, mit gemeinsam entwickelten und erprobten Lehr- und Lernmaterialien, mit audiovisuell aufbereiteten Anschauungsmitteln, mit erprobten interaktiven Programmen zum eigenständigen Üben und so weiter“.
Die Gewerkschaften GEW, IG Metall und ver.di konkretisierten die Inhalte einer zu reformierenden Weiterbildung bereits in sechs Punkten und verlangen:
- einen zentralen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern per Umlage finanzierten Weiterbildungsfonds
- gesetzlich geregelte Lernzeitansprüche
- flächendeckende Weiterbildungsberatungsstellen
- Qualitätsstandards für die Anforderungen und den Status des Lehrpersonals
- erleichterte Zertifizierung von Kompetenzen
- den Einsatz regionaler und nationaler Weiterbildungsräte zur Koordinierung und Kooperation der Weiterbildungsakteure