Mehr als eine Million Menschen auf der Straße
In fast 200 Städten Brasiliens fanden am 30. Mai Demonstrationen und Protestaktionen statt. Im ganzen Land sollen sich nach Medienberichten mehr als eine Million Menschen daran beteiligt haben. Allein in der Metropole Sao Paulo nahmen 300.000 Menschen an der Kundgebung teil. “Das ist nicht nur ein Angriff auf die Universitäten“, erklärte ein Kundgebungsteilnehmer. „Dies betrifft alle Bildungsbereiche.” In Rio de Janeiro wurden 200.000 Personen gezählt. Die Menschen trugen Plakate mit der Aufschrift „Bildung ist keine Ausgabe, sondern eine Investition“.
Bis zu dreißig Prozent Kürzungen
Die Ankündigung des neuen brasilianischen Bildungsministers Abraham Weintraub, die Mittel für staatliche Universitäten drastisch um bis zu dreißig Prozent zu kürzen, hat eine breite Welle der Empörung ausgelöst und zu den größten Massenprotesten gegen einen neu ernannten brasilianischen Präsidenten seit Jahrzehnten geführt. Bereits Mitte Mai hatten landesweit zehntausende Schüler und Studenten gegen die Kürzungen demonstriert. Sie wurden daraufhin von Bolsonaro als nützliche Idioten beschimpft, die von ihren Lehrern und Professoren manipuliert seien und nicht wüssten, was sie tun.
Gewerkschaften planen Generalstreik
Bolsonaro sieht seine Aufgabe darin, den „Kulturmarxismus“ an den Hochschulen auszumerzen und das brasilianische Bildungswesen ideologisch umzugestalten. Dazu passen Angriffe der Rechtsregierung auf den international geachteten Pädagogen Paulo Freire, der als Schandmal für die Bildung in Brasilien diffamiert wird. Der Präsident der brasilianischen Bildungsgewerkschaft CNTE, Heleno Araújo, erkennt in den jüngsten Massenprotesten gegen die Bildungspolitik der Bolsonaro-Regierung einen Ansporn und eine Ermutigung für den geplanten Generalstreik, zu dem die brasilianischen Gewerkschaften am 14. Juni 2019 aufgerufen haben. Die CNTE und andere Gewerkschaften wehren sich mit dem Streik gegen Kürzungen ihrer Altersvorsorge, die sie im Zuge der geplanten Rentenreform befürchten.