Studie zu Coronapandemie und Arbeitszeit
Lücke zwischen den Geschlechtern bleibt
Während der Coronakrise ist der Abstand bei der bezahlten Arbeitszeit zwischen Frauen und Männern weiter gewachsen. Ein Grund ist vermutlich, dass Frauen mehr Sorgearbeit übernommen haben und dafür im Job kürzergetreten sind.
Die durchschnittliche Erwerbsarbeitszeit von Frauen ist während der Coronapandemie stärker gesunken als die von Männern, so dass die geschlechtsspezifische Schere noch größer geworden ist. Das ergeben neue Daten aus der Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung aus dem vergangenen November. Eine Ursache für den gewachsenen Abstand dürfte sein, dass vor allem Frauen in der Krise mehr Sorgearbeit übernommen haben, etwa in der Kinderbetreuung, und dafür im Beruf kürzertreten mussten.
Rückstand wächst weiter
Vor Ausbruch der Pandemie arbeiteten Frauen den Angaben zufolge im Durchschnitt fünf Stunden pro Woche weniger als Männer in einem bezahlten Job. Im Herbst 2020 betrug die Differenz bei den tatsächlichen Arbeitszeiten sechs Stunden. Bei Erwerbstätigen mit betreuungsbedürftigen Kindern lag die Differenz zwischen Männern und Frauen im Herbst bei elf Stunden pro Woche, vor der Krise waren es zehn und während des ersten Lockdowns im Frühjahr zwölf Stunden.
Durch den aktuell verschärften Lockdown Zwei dürfte der Rückstand der Frauen noch einmal wachsen, sagte Prof. Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.
„Damit war die Ungleichverteilung bei der Kinderbetreuung wieder fast so groß wie vor Ausbruch der Pandemie.“ (Bettina Kohlrausch)
Dabei übernehmen Frauen nach wie vor deutlich mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Im November gaben 66 Prozent der befragten erwerbstätigen Frauen mit Kind und Partner an, den größeren Teil der Kinderbetreuung zu übernehmen. Sieben Prozent sahen den Hauptpart bei ihrem Partner, 27 Prozent sprachen von einer Gleichverteilung der Sorgearbeit. Die befragten Männer sahen das mit Abweichungen ähnlich. „Damit war die Ungleichverteilung bei der Kinderbetreuung wieder fast so groß wie vor Ausbruch der Pandemie“, sagt Kohlrausch.
Für die Erwerbspersonenbefragung wurden im November mehr als 6.100 Erwerbstätige und Arbeitsuchende von Kantar Deutschland repräsentativ online befragt.
GEW-Vorstandsmitglied Frauke Gützkow sagte, Gleichstellungsbeauftragte aus dem Schulbereich beobachteten darüber hinaus, dass es große Unsicherheit und viel Beratungsbedarf in Hinsicht auf die Sonderurlaubsregelung im öffentlichen Dienst und die Erhöhung der Kindkrankentage gebe. Außerdem würden offenbar verstärkt Kolleginnen ihre Elternzeit ohne Elterngeldanspruch verlängern, weil Kita-Eingewöhnungen nicht regulär stattfinden könnten.