Im Vorfeld des 7. Weltkongresses der BI fand in der kanadischen Hauptstadt bereits das dritte Forum statt. Der LGBT-Rights-Caucus ist weltweit die einzige Veranstaltung dieser Art. Bildungsgewerkschaftsvertreter_innen aus vielen Ländern tauschten sich zu Fragen der Gleichheit und der Verteidigung der Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Intersexuellen und Transgender aus. Der Caucus bot Raum für einen Dialog der BI-Mitgliedsorganisationen untereinander - speziell mit Blick darauf, wie LGBT-Rechte weltweit durchgesetzt und dafür eine zentrale Strategie der BI entwickelt werden können. Noch mehr Gewerkschaften als bisher müssen in ihren Ländern in Sachen LGBT politisch aktiv werden. Dafür brauchen sie eine verbindende BI-Strategie.
Verfolgt und unterdrückt
BI-Generalsekretär Fred van Leeuwen berichtete über die Verfolgung, Unterdrückung und Ermordung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Intersexuellen und Transgender in vielen Teilen der Welt. Nach wie vor würden Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert, verfolgt, bedroht und in ihrer Entwicklung behindert. Dafür gibt es viele Gründe: Neben religiösen und kulturellen spielen Fragen mangelnder Erziehung zu mehr Toleranz und fehlender Respekt gegenüber anders Lebenden und Denkenden eine wichtige Rolle. Um dies zu verändern, kommt schulischer Bildung eine Schlüsselstellung zu. Immer noch spielen die Lebensweisen von LGBT an Schulen und im Unterricht kaum eine Rolle. Die Lehrkräfte sind für dieses Thema nicht ausgebildet. Auch fehlen ihnen oft die Sensibilität und das Bewusstsein für den Umgang mit LGBT-Schüler_innen. Dies spiegelt sich nach wie vor auch in den Schulbüchern wider, die ausschließlich heteronormative Lebenswelten darstellen.
Frauke Gützkow, für Frauenpolitik verantwortliches GEW-Vorstandsmitglied, stellte das GEW-Papier zum Thema „Verringerung von Geschlechterstereotypen und Diskriminierung“ vor. Die Position der deutschen Bildungsgewerkschaft fand viel Beachtung.
Schule muss sich weiter entwickeln
Große Aufmerksamkeit gab es auch für die Studie „Sexuelle Orientierung in der Schule“, die die kanadische Gewerkschafterin Gabrielle Richard präsentierte. Sie hob hervor, dass LGBT-Rechte und Interessen an den Schulen nach wie vor keine Rolle spielten. Deshalb sei Schule sowohl für die Schüler_innen als auch für LGBT-Lehrkräfte eine „angstbesetzte und bedrohliche Umgebung“. Das könne nur aufgebrochen werden, in dem sich „Schulen zu einer diskriminierungsfreien Einrichtung entwickeln“. LGBT-Rechte und -Lebenswelten müssten in der Schule respektiert sowie im Unterricht berücksichtigt und als gleichwertig geachtet werden, verlangte Richard. Dabei spiele die persönliche Haltung einer Lehrkraft als Vorbild eine ebenso außerordentlich wichtige Rolle, wie die Verwendung einer LGBT-gerechten Sprache.
Die Caucus-Teilnehmer_innen waren sich einig, dass noch viel zu tun sei. Die Chancen, LGBT-Rechte umzusetzen, sind in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich. Oft sind die engagierten Kolleginnen und Kollegen starken Repressionen ausgesetzt. Insbesondere diskutierten die Teilnehmer_innen den weltweiten Einfluss der Religionen. Die GEW-Delegation stellte dar, wie vehement reaktionäre kirchliche Gruppierungen versuchten, die Implementierung von LSBT-Themen in den Lehrplänen zu verhindern – und dies in einem offenen Land wie Deutschland. Wie schwierig seien solche Schritte dann erst in Staaten, in denen es weniger Freiheit gibt? Der Austausch zum Thema LGBT-Rights ist ein wichtiger Schritt, damit sich die BI-Mitgliedsgewerkschaften dieser Thematik gemeinsam annehmen und politischen Druck aufbauen.