Wir kennen die Situation: Ob im Kita-Team, Schulkollegium oder Forschungsprojekt – Frauen leisten sehr gute Arbeit, entwickeln die pädagogische Praxis weiter, beteiligen sich an innovativer Forschung. Aber wie sieht es in den Leitungspositionen aus? Gerade im Schulbereich sind Frauen, gemessen an ihrem großen Anteil an den Lehrkräften, in Leitungspositionen unterrepräsentiert. Und damit herrscht ein Demokratiedefizit, denn Frauen stellen nicht im selben Maße wie Männer die Weichen für Bildungseinrichtungen. Mehr Frauen in Leitungspositionen, das ist kein Selbstläufer. Es braucht Unterstützung durch Politik – zum Beispiel Vorgaben in Form von Gleichstellungsplänen. Es braucht einen individuellen und gesellschaftlichen Bewusstseinswandel. Und eine aktive Gewerkschaft!
Wie sehen die Barrieren aus? Frauen befürchten, sie müssten mehr leisten als ein Mann in derselben Position, der Erwartungsdruck wachse, die Zeitknappheit nähme zu, für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie werde es enger. Weitere Barrieren sind Mentalitätsmuster. Sie wirken als Zuschreibungen, was geschlechterrollenkonform ist und beeinflussen Leistungsbeurteilungen oder Personalentscheidungen. Es geht darum, diese Mentalitätsmuster sichtbar zu machen, um einengende Zuschreibungen zu verhindern. Zum Beispiel die Zuschreibung, Vereinbarkeit sei ein Problem der Frauen, und Kinder seien ein Karrierekiller. Die Erfahrung zeigt, dass Frauen sehr wohl Familie und Leitungspositionen vereinbaren können und Vereinbarkeit auch eine Aufgabe von Männern ist. Und außerdem: Die Rahmenbedingungen lassen sich verbessern – durch familienfreundliche Konferenzzeiten, durch Teilbarkeit von oder Teilzeit in Leitungspositionen.
„Die Bildungsarbeiterinnen selbst möchte ich dazu ermutigen, die Frage der beruflichen Karriere, der Übernahme von Verantwortung nicht vorschnell abzutun nach dem Motto: ‘Mir liegt die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mehr.’“
Oder die Vorstellung, Unterbrechungen in der Berufsbiografie wären das Ende einer Karriere. Auch das ist für Männer wie für Frauen durch Erfahrung und Statistik widerlegt und ein weiterer Teil im Gläserne-Decke-Spiel. Ein zusätzliches Vorurteil ist, Frauen fehlten die erforderlichen Erfolgskompetenzen. Das ist schlicht Humbug. Transparente Anforderungsprofile und Bewerbungsverfahren sind ein wichtiger Schlüssel. Problematisch ist auch die Empfehlung an Frauen, Karriere solle schrittweise in Stufen erfolgen. Wenn plötzlich der einzige Mann an einer Kita oder einer der wenigen Männer an einer Grundschule in einer Leitungsfunktion ist, zeigt das doch, dass es auch anders geht. Lasst uns also Frauen in ihren ambitionierten Zielen unterstützen und ermutigen. Und lasst uns daran arbeiten, dass das Dienstrecht reformiert wird.
Als Gewerkschaft machen wir uns auch für Gleichstellungsrecht und Gleichstellungspraxis stark, für gute Landesgleichstellungsgesetze, für die Schulung und Unterstützung von Gleichstellungsbeauftragten. Wir machen uns dafür stark, dass Leitungspositionen mit Blick auf Ausstattung und Bezahlung attraktiver werden. Wir bieten Fortbildungen im Rahmen der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit an. Wir machen Druck auf die Bildungsverwaltung, damit Personalentwicklung stattfindet. Die Bildungsarbeiterinnen selbst möchte ich dazu ermutigen, die Frage der beruflichen Karriere, der Übernahme von Verantwortung nicht vorschnell abzutun nach dem Motto: „Mir liegt die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mehr.“
Liebe Kollegin, was sind Deine Ambitionen mit Blick auf die eigene Arbeit in Kita, Schule, Hochschule? Was sind Deine inneren Anliegen? Und welcher Platz ist der richtige, um diese voranzubringen? Geh in Führung, übernimm Leitungsfunktionen und nutze diese Gestaltungsmöglichkeiten – für die Verwirklichung dieses professionellen Selbstverständnisses!