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Serie: Traumjob oder Trauma?

„Leider haben wir Studierenden keine Lobby“

Aktive und angehende Lehrkräfte berichten, was sie an ihrem Beruf lieben, mit welchen Schwierigkeiten sie konfrontiert sind, was sie trotz alledem im Beruf hält – oder eben auch dazu gebracht hat, das Handtuch zu werfen.

Um gut arbeiten und ihrer pädagogischen Profession gerecht werden zu können, brauchen Lehrkräfte gute Rahmenbedingungen. Dazu zähle eine Entlastung von Verwaltungsaufgaben, sagt Lehrerin Franziska Böhmer. (Foto: IMAGO/Funke Foto Services)

Der Beitrag von Yannik Düringer, der sich entschieden hat, nach dem Referendariat den Lehrberuf an den Nagel zu hängen, erinnerte mich an meine eigene Geschichte. Wir haben nahezu das Gleiche erlebt und offensichtlich auch die gleichen Erfahrungen gesammelt. Ich stehe vermutlich an einer ähnlichen Weggabelung. Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich dort jedes Jahr wieder stehe – und auch über das Jahr verteilt immer häufiger.

Mein Studium und meine Berufserfahrung in Kurzform: Ich habe 2013 mein Studium in Geschichte und Mathematik mit Lehramtsoption an der Freien Universität Berlin begonnen und noch nicht abgeschlossen. Bereits im zweiten Semester begann ich, ans Abbrechen zu denken. Dies zieht sich durch das gesamte Studium. Im Moment stehe ich in der Mitte meines Masters und suche krampfhaft nach Mitteln und Wegen, der Universität ein Schnippchen zu schlagen. Aber leider gelingt mir das kaum.

An meine Schule kommen, seitdem ich da bin, keine neuen festangestellten, klassisch ausgebildeten Lehrkräfte für das Fach Mathematik.

Seit 2018 arbeite ich im Berliner Schuldienst. Mittlerweile bin ich Co-Klassenleiter einer 10. Klasse, habe drei Mathematik-Klassen in voller Verantwortung seit der 7. Klasse begleitet. Ich habe bereits Geschichte, Politische Bildung, Theater, Musik und Geografie unterrichtet. Ich bin kommissarischer Fachbereichsleiter Mathematik. Ich habe den Känguru-Wettbewerb (Mathematik-Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler der 3. bis 13. Klasse, Anm. d. Red.) an der Schule wieder eingeführt, ein SchiC (Schulinternes Curriculum, Anm. d. Red.) für den Bereich Mathematik geschrieben, organisiere und plane die Mathe-Tage sowie die BBR-/MSA-Prüfungen (Berufsbildungsreife bzw. Mittlerer Schulabschluss, Anm. d. Red.) und Vergleichsarbeiten. 

An meine Schule kommen, seitdem ich da bin, keine neuen festangestellten, klassisch ausgebildeten Lehrkräfte für das Fach Mathematik; wir haben lediglich zwei Leute mit Quereinstieg Mathematik erhalten. In meiner Zeit an der Schule sind aber fünf Mathe-Kolleginnen und -Kollegen in Rente oder an eine andere Schule gegangen.

 Ich sehe die Hauptverantwortung bei den Universitäten und den Ländern.

Leider haben wir Studierenden keine Lobby. Die Universität interessiert sich nicht für uns, die GEW reicht auch keine Massenklagen zu Entfristungen und gleichem Geld für gleiche Arbeit ein. Ich sehe die Hauptverantwortung bei den Universitäten und den Ländern. Es gibt aber offensichtlich kein Interesse. Die Notwendigkeit, das Lehramtsstudium zu reformieren, wird nicht gesehen.