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Klemm-/Zorn-Studie

2025 fehlen mindestens 26.300 Grundschullehrkräfte

Der Lehrerinnen- und Lehrermangel an Grundschulen wird noch drastischer als angenommen: Die GEW verlangt daher unter anderem eine Abschaffung des Numerus clausus für das Lehramt an Grundschulen und den Ausbau der Studienplätze.

Foto: Kay Herschelmann

Durch einen stärker als erwarteten Anstieg der Schülerinnen- und Schülerzahlen fehlen im Jahr 2025 mindestens 26.300 Absolventen für das Grundschullehramt – das sind 11.000 Lehrkräfte mehr als im Oktober 2018 von der Kultusministerkonferenz (KMK) berechnet. Zu diesem Ergebnis kommen neue Berechnungen der Bertelsmann Stiftung auf Basis aktueller Zahlen des Statistischen Bundesamts. Die GEW fordert daher, den Numerus clausus (NC) für das Lehramt an Grundschulen abzuschaffen sowie die Zahl der Studien- und Lehramtsanwärterplätze deutlich auszubauen.

„Es ist eine Schande, dass junge Menschen, die sich für den wichtigen Beruf der Grundschullehrerin oder des Grundschullehrers entschieden haben, keinen Studienplatz bekommen“, sagte die Gewerkschaftsvorsitzende Marlis Tepe am Montag in Frankfurt a.M. Wichtig sei auch eine gerechtere Bezahlung: „Angesichts der Mangelsituation an Grundschulen bei gleichzeitig zu vielen Absolventinnen und Absolventen für das gymnasiale Lehramt müssen die Länder, die die Grundschullehrkräfte noch nicht nach A13 (Beamtinnen und Beamte) oder E13 (Angestellte) bezahlen, endlich nachziehen.“

Die GEW fordert ferner, die hohen Abbruchquoten in der ersten und zweiten Phase der Ausbildung zu analysieren und gegenzusteuern. Seiten- und Quereinsteigerinnen und -einsteiger müssten eine gute pädagogische Weiterbildung erhalten. Lehrkräfte, welche die neuen Kolleginnen und Kollegen begleiteten, müssten stundenmäßig entlastet werden. An Fortbildungsangeboten dürfe nicht weiter gespart werden. Die Bildungsgewerkschaft legte der Politik bereits ein konkretes Maßnahmenpaket vor.

„Die schnellen gesellschaftlichen Umbrüche erfordern, die Lehrkräftebedarfszahlen jährlich zu überprüfen und - wenn nötig - steuernd einzugreifen. Sonst drohen wichtige Reformvorhaben wie Inklusion, die Entwicklung des Ganztags sowie ‚Bildung in der digitalen Welt‘ zu scheitern.“ (Marlis Tepe)

Während die KMK im vergangenen Jahr davon ausging, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler in der Primarstufe im Jahr 2025 bei 3,06 Millionen läge, prognostizieren die Bildungsforscher Klaus Klemm und Dirk Zorn basierend auf der Bevölkerungsvorausschätzung des Statistischen Bundesamts rund 3,23 Millionen Grundschulkinder. Das sind rund 168.000 mehr als von der KMK angenommen.

2030 muss den Experten zufolge mit 3,18 statt wie von der KMK geschätzt 3,019 Millionen Grundschulkindern gerechnet werden. Dem von der KMK bisher prognostizierten Absolventenüberschuss von 6.750 Grundschullehrkräften für die Jahre 2026 bis 2030 steht nach heutigen Berechnungen ein zusätzlicher Bedarf von 10.600 Lehrkräften gegenüber.

Um drastische Fehleinschätzungen künftig zu vermeiden, forderte Tepe auch, die Lehrkräftebedarfszahlen jährlich zu überprüfen „und - wenn nötig - steuernd einzugreifen. Sonst drohen wichtige Reformvorhaben wie Inklusion, die Entwicklung des Ganztags sowie ‚Bildung in der digitalen Welt‘ zu scheitern“.

Grafik: Bertelsmann Stiftung