Vor fünf Jahren hat die Bildungsgewerkschaft GEW den Herrschinger Kodex "Gute Arbeit in der Wissenschaft" vorgelegt. Der bestechende Grundgedanke: Nicht nur Bund und Länder, sondern jede einzelne Hochschule und jede Forschungseinrichtung haben eine Verantwortung für faire Beschäftigungsbedingungen und verlässliche Karrierewege in der Wissenschaft.
Der Herrschinger Kodex ist eine Empfehlung der GEW für entsprechende Selbstverpflichtungen von Hochschulen und Forschungseinrichtungen und hat seine Spuren in der Wissenschaftspolitik hinterlassen. Im Laufe der Jahre ist die Eigenverantwortung von Wissenschaftseinrichtungen – auch in Personalangelegenheiten – immer weiter ausgebaut worden. Diese müssen jetzt unter Beweis stellen, dass sie damit verantwortungsbewusst umgehen können.
Die von Torsten Steidten bearbeitete Synopse "Kodizes für gute Arbeit in der Wissenschaft" beinhaltet Leitlinien und Richtlinien, die von Hochschulgremien verabschiedet wurden, aber auch rechtlich verbindliche Dienstvereinbarungen, die die Hochschulleitung mit der Personalvertretung ausgehandelt haben. Zusätzlich werden Kodizes einbezogen, die von Hochschulen, wissenschaftspolitischen Organisationen und Regierungsstellen auf Landes- und Bundesebene erstellt worden sind.
Das Ergebnis: Es bestehen weit über 100 Kodizes für "Gute Arbeit". In vielen Fällen greifen sie nur einzelne Aspekte auf, die im Herrschinger Kodex thematisiert werden. In anderen Fällen werden Vorschläge des Herrschinger Kodex sehr weitgehend umgesetzt. Das zeigt: Die Debatte um faire Beschäftigungsbedingungen und verlässliche Karrierewege in der Wissenschaft ist dank der jahrelangen GEW-Kampagne für den "Traumjob Wissenschaft" vor Ort an Hochschulen und Forschungseinrichtungen angekommen.
Damit sich die Verhältnisse zum Besseren wenden, müssen die Festlegungen der Kodizes auch umgesetzt werden. Das gelingt dann am besten, wenn alle Interessengruppen einer Hochschule oder Forschungseinrichtungen, insbesondere die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst, an der Erarbeitung, Umsetzung und Weiterentwicklung der Verabredungen auf Augenhöhe beteiligt werden. Darüber hinaus hält die GEW an ihrer Forderung an Bund und Länder fest, die Rahmenbedingungen zu verbessern, insbesondere durch die Gesetzgebung sowie eine Verbesserung der Grundfinanzierung.
Die Synopse zeigt also zum einen, wie die Debatte um Beschäftigungsbedingungen und Karrierewege in Hochschule und Forschung bereits in Bewegung gekommen ist. Zum anderen liefert sie allen Akteuren an Hochschulen und Forschungseinrichtungen, aber auch in den Ländern und Wissenschaftsorganisationen Anregungen, wie ein Kodex für "Gute Arbeit in der Wissenschaft" ausgestaltet werden kann.