Abitur-Reform
KMK will offenbar Leistungskurse reduzieren
Bei der Reform der gymnasialen Oberstufe plant die Kultusministerkonferenz (KMK) laut eines Medienberichts mit weniger Leistungs-, aber mehr Halbjahreskursen. Die von einem Reformbündnis geforderte Flexibilität scheint auf der Strecke zu bleiben.
Angesichts des Vorhabens, das Abitur bundesweit vergleichbarer zu machen, gibt es offenbar Pläne in den Ländern, die Zahl der Leistungskurse vor dem Abitur zu reduzieren. Laut einem Bericht des Informationsdienstes „Table.Media“ sollen Schülerinnen und Schüler statt wie bisher zwei bis vier künftig nur noch zwei bis drei Fächer auf „erhöhtem Anforderungsniveau“ wählen können. Das gehe aus einem Entwurf des Schulausschusses der Kultusministerkonferenz (KMK) hervor.
Schwerpunktbildung erschwert
Das Papier soll dem Bericht zufolge Mitte März, spätestens aber im Sommer, von den Kultusministerinnen und -ministern verabschiedet werden und ab 2025 bundesweit für alle Abiturjahrgänge gelten. Mit den Änderungen würden der Gestaltungsspielraum der einzelnen Schule in der Oberstufe weiter eingeschränkt und individuelle Schwerpunktbildung erschwert, schreibt „Table.Media“ weiter.
Hintergrund der erneuten Reform der gymnasialen Oberstufe ist ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum Numerus clausus (NC) in den medizinischen Studiengängen von Dezember 2017. Das Gericht hatte darin die Kultusminister aufgefordert, das Abitur bundesweit vergleichbarer zu machen, um mehr Chancengleichheit bei der Bewerbung um die knappen Studienplätze zu schaffen.
Thema der KMK-Sitzung am 16. März
Ein KMK-Sprecher sagte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) lediglich, dass die von den Ländern 1972 getroffene und mehrfach überarbeitete „Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung“ von der KMK derzeit erneut überarbeitet werde. Eine Beratung sei für die nächste KMK-Sitzung am 16. März vorgesehen. Dem Beratungsergebnis könne nicht vorgegriffen werden.
Zahl der Halbjahreskurse erhöhen
Wie „Table.Media“ weiter berichtet, soll mindestens ein Leistungskurs in den Fächern Deutsch, Mathematik, Fremdsprache oder Naturwissenschaft belegt werden. Zudem seien einheitliche Vorgaben zur Anzahl von Klausuren und eine bundesweit einheitliche Erhöhung der Zahl der verpflichtenden Halbjahreskurse auf 40 geplant.
Die Abiturprüfung umfasse weiterhin vier oder fünf Fächer, davon mindestens drei schriftlich und mindestens eins mündlich. Unter diesen Fächern müssten mindestens zwei mit erhöhtem Anforderungsniveau sein, sowie mindestens zwei der Fächer Deutsch, Mathematik oder eine Fremdsprache.
Bündnis fordert moderne Oberstufe
Unterdessen gibt es auch Reformbestrebungen in eine andere Richtung: Anfang Februar forderte ein Bündnis aus Praktikerinnen und Praktikern, Fachleuten und der GEW die KMK auf, das Abitur zeitgemäßer und flexibler zu gestalten. Dabei geht es unter anderem um neue Lern- und Prüfungsformate, das Erlernen von Kompetenzen, die in der digitalen Gesellschaft und Arbeitswelt wichtig sind, aber auch individuellere Bildungswege.
Das „Bündnis für ein zukunftsfähiges Abitur“ befürchtet, dass Gestaltungsräume der Schulen und Reformansätze eingeschränkt werden, wenn die KMK die neue „Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung“ verabschiedet.
„Wir plädieren für eine Oberstufe, in der fachlich und interdisziplinär, individuell und im Team, projektorientiert und inhaltlich vertieft, digital und analog, handlungsorientiert und theoriebezogen auf hohem Niveau gelernt und gearbeitet werden kann“, heißt es in der „Potsdamer Erklärung“, die das Bündnis vorstellte.