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Coronapandemie

Kinderarbeit: Mädchen sind besonders betroffen

Mädchen sind in besonderer Weise beim Bildungszugang benachteiligt. Die Coronapandemie könnte diese Situation weiter verschärfen. Erfahrungen zeigen, dass Kinder nach Krisen vielfach nicht in die Schulen zurückkehren.

Mädchen engagieren sich an Projektschulen in Uganda gegen Kinderarbeit. (Foto: Samuel Grumiau)

Nach wie vor müssen 152 Millionen Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren auf der ganzen Welt arbeiten, fast die Hälfte davon unter ausbeuterischen und gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen. Viele dieser Kinder werden durch den Arbeitseinsatz am regelmäßigen Schulbesuch gehindert. Statt ihr Recht auf Bildung und Ausbildung für ihr zukünftiges Leben wahrnehmen zu können, schuften sie in der Landwirtschaft, im Bergbau oder in Steinbrüchen, in Haushalten, in der Schuhproduktion, in Schlachthöfen und anderen Betrieben. Wie Zahlen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zeigen, sind Jungen zahlenmäßig zwar stärker von Kinderarbeit betroffen als Mädchen. So müssen 88 Millionen Jungen und 64 Millionen Mädchen weltweit arbeiten. Mädchen erfahren jedoch spezifische Benachteiligungen beim Bildungszugang.

Mädchen beim Bildungszugang benachteiligt

Tradition, Armut, schlechte Ausstattung der Schulen und fehlende Gesundheitsversorgung sind Ursachen für die Benachteiligung der Mädchen. Wird Hilfe im Hof der Familie benötigt, bei Haushaltsarbeiten, der Betreuung der Kleinkinder oder bei der informellen Arbeit der Eltern, werden Mädchen vielfach zuerst eingeplant und vom Unterricht ferngehalten. Entgegen geltender Gesetze kommt es noch viel zu häufig zu Genitalbeschneidung bei Mädchen und zu Frühehen bei minderjährigen Mädchen. Wegen fehlender Wasserversorgung und Sanitärräume für Mädchen an Schulen bleiben diese während ihrer Menstruation dem Unterricht meist fern.

Das führt nicht nur zu Lücken im Unterrichtsstoff, oft ist es auch der Einstieg in ein dauerhaftes Fernbleiben vom Unterricht. Diese Mädchen verlassen die Schule dann ohne Chance auf einen Schulabschluss und eine berufliche Ausbildung.  Auf die besondere Situation von Mädchen macht die GEW mit einem Flyer aufmerksam, der kostenlos bestellt werden kann

Coronapandemie verstärkt Kinderarbeit

Die Coronapandemie verschlechtert die Einkommenssituation vieler Familien im Globalen Süden. Die Armut nimmt weiter zu. Erfahrungen zeigen, dass Kinder nach Krisen vielfach nicht in die Schulen zurückkehren. Sie müssen weiter arbeiten, um ihre in Existenznot geratenen Familien zu unterstützen. Durch den Verlust von Einkommen haben arme Familien noch weniger Chancen, Schulgebühren aufzubringen, wenn Schulen wieder öffnen. Zu befürchten ist daher eher eine Zunahme der Kinderarbeit als ein Rückgang, wenn nicht wirksame Maßnahmen in den betroffenen Ländern ergriffen werden. 

Projekte gegen Kinderarbeit und für gute Bildung

Die GEW engagiert sich mit der Stiftung Fair Childhood gegen Kinderarbeit. Gemeinsam mit der Bildungsinternationale und Partnergewerkschaften in ärmeren Ländern führt sie Projekte durch, um über die Bedeutung schulischer Bildung aufzuklären  und kinderarbeitsfreie Zonen zu schaffen. Lehrkräfte betreuen an Schulen Aktionsgruppen von Schülerinnen und Schülern gegen Kinderarbeit und helfen Eltern in Dorfgemeinschaften, die Unterstützung benötigen.

In den Unterrichtsstoff werden Themen wie Kinderrechte, Gesundheitsvorsorge und Sexualaufklärung für Jungen und Mädchen aufgenommen. Der Erfolg der Projekte liegt auch darin, dass Kinder und Jugendliche den Unterricht interessanter und nützlicher empfinden als früher. Gewerkschaftliche Projekte gegen Kinderarbeit leisten so einen wichtigen Beitrag, um Kinderarbeit zu bekämpfen und die Bildungschancen insbesondere von Mädchen zu erhöhen – eine Aufgabe, die angesichts der Folgen der Corona-Krise vordringlich bleiben wird.