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Studie Children's Worlds+

Junge Menschen fühlen sich übergangen

Viele Kinder und Jugendliche fühlen sich insbesondere in der Schule und von der Politik nicht ernst genommen und beklagen, dass ihnen zu wenig zugehört werde. Das ist das Ergebnis der Studie Children's Worlds+ im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.

Ein großer Teil der jungen Menschen in Deutschland fühlt sich nicht ernst genommen und nur unzureichend beteiligt. Je älter sie werden, desto weniger haben Jugendliche zudem den Eindruck, in der Schule mitgestalten zu können. Nur 34 Prozent der 14-Jährigen können dort aus ihrer Sicht mitbestimmen, bei den Achtjährigen ist es immerhin noch jeder zweite. Zu diesen Ergebnissen kommt die am Mittwoch veröffentlichte, repräsentative Studie Children´s Worlds+ im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. 

Mit zunehmendem Alter haben die Kinder darüber hinaus immer weniger das Gefühl, dass ihre Lehrerinnen und Lehrer ihnen zuhörten und sie ernst nähmen: Bei den Achtjährigen stimmen dieser Aussage noch 79 Prozent sehr beziehungsweise voll zu, bei den 14-Jährigen nur noch 57 Prozent. Ihren Eltern und Freunden stellen die Jugendlichen in diesen Punkten dagegen ein gutes Zeugnis aus. 

Ausgrenzungs- und Gewalterfahrungen 

Besorgt sind Kinder wegen Ausgrenzungs- und Gewalterfahrungen an Schulen. Viele wurden demnach im vergangenen Monat gehänselt, gehauen oder ausgegrenzt. In Gesamt- und Sekundarschulen geben 39 Prozent der Befragten an, mindestens zwei dieser Übergriffsformen erlebt zu haben, an Haupt- und Realschulen waren es 35 Prozent, an Gymnasien 29 Prozent. Die Studie zeigt ferner, dass viele Heranwachsende ihre Rechte nicht oder nicht richtig kennen: An Gymnasien sind dies 47 Prozent, an Grundschulen sogar 63 Prozent. 

Insgesamt beschreiben die Kinder und Jugendlichen zwar, materiell gut versorgt zu sein. Dennoch machen sich rund 52 Prozent Sorgen um die finanzielle Situation ihrer Familie – 16,3 Prozent davon immer beziehungsweise oft, 35,5 Prozent manchmal. Diese Kinder werden häufiger gehänselt, ausgegrenzt und gehauen als Gleichaltrige ohne finanzielle Sorgen. Der Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger, forderte, Kinder und Jugendliche systematisch und regelmäßig zu befragen und ihr Wissen in der Politik zu berücksichtigen. „Nur mit einer solchen neuen Form der Sozialberichterstattung können wir sinnvolle Maßnahmen umsetzen, die Armut vermeiden und Teilhabe ermöglichen.“

Datengrundlage der von Sabine Andresen von der Universität Frankfurt durchgeführten Studie ist die aktuelle Welle der internationalen Kinder- und Jugendbefragung Children’s Worlds für Deutschland. Die repräsentative Erhebung wurde im Schuljahr 2017/2018 erarbeitet. Befragt wurden 3.448 Schülerinnen und Schüler zwischen 8 und 14 Jahren. Für Deutschland wurde Children’s Worlds mit der Bertelsmann Stiftung unter anderem um einige Fragen zu den Bedarfen von Kindern und Jugendlichen erweitert und erscheint daher unter dem Namen Children’s Worlds+.