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Kinder im Visier der Bundeswehr

Die GEW und Terre des Hommes kritisieren die einseitige Nachwuchswerbung der Bundeswehr in den Medien und Vorträge von Soldaten an Schulen. Die Gewerkschaft fordert eine Aufkündigung von Kooperationen mit der Bundeswehr.

Foto: Colourbox.de

Beachvolleyball im Bikini und Lagerfeuer am Strand: So buhlt die unter Nachwuchsmangel leidende Bundeswehr um junge Menschen. Krieg und Sterben seien aber "nicht sexy", betonen die GEW und das Kinderhilfswerk Terre des Hommes in ihrer gemeinsamen Zeitung "Kinder im Visier"

Kinder und Jugendliche sind für die Bundeswehr eine attraktive Zielgruppe. Sie sind relativ gutgläubig, abenteuerlustig, risikofreudig und deswegen leichter für den Soldatenberuf zu begeistern als Erwachsene oder gar Mütter oder Väter mit Familie. Viele sind technikbegeistert und lassen sich auch mit Schnellfeuergewehren oder Panzern locken.

Offiziere, die an Schulen gehen und dort über die Arbeit der Bundeswehr informieren und dabei indirekt Nachwuchs werben, erzählen jedoch kaum etwas von den Schattenseiten der Militäreinsätze – und dass die Soldaten im Einsatz ihr Leben riskieren. "Die Interessen der Bundeswehr sind offensichtlich wichtiger als das Wohl der Kinder. Dies ist eine Verletzung des Grundprinzips der UN-Kinderrechtskonvention, gemäß der das Wohl aller Personen unter 18 Jahren Vorrang haben muss", betonen GEW und Terre des Hommes.

GEW für Aufkündigung von Kooperationen zwischen Bundeswehr und Schulministerien

Der GEW-Gewerkschaftstag hat einen Beschluss gegen die Präsenz der Bundeswehr im Bildungssystem gefasst. Darin heißt es unter anderem, die GEW setze sich "für die ersatzlose Aufkündigung von Kooperationen zwischen Bundeswehr und Schulministerien sowie für Zivilklauseln an Hochschulen, anderen wissenschaftlichen Einrichtungen und in Hochschulgesetzen ein“.

Die Leiterin des GEW-Vorstandsbereichs Schule, Ilka Hoffmann, fordert: "Verantwortungsbewusste Pädagoginnen und Pädagogen sollten der schleichenden Militarisierung des Bildungswesens entgegen wirken, indem sie den 'Bildungsangeboten' der Bundeswehr eine Absage erteilen."

Die Bundeswehr beschäftigt rund 100 Jugendoffiziere und 400 Karriereberater und hat einen Etat zur Nachwuchswerbung von 35,3 Millionen Euro (2015). Mehr als 400.000 Kinder und Jugendliche erreicht die Bundeswehr jährlich allein durch Werbeveranstaltungen an Schulen. Mindestens 1.348 freiwillige 17-Jährige wurden 2015 rekrutiert, sie unterschrieben Arbeitsverträge von bis zu zwölf Jahren Dauer.

Weitere Artikel der Zeitung "Kinder im Visier":

  • "Ich wurde verheizt": Daniel Lücking, 35, war als Soldat der Bundeswehr in mehreren Auslandseinsätzen im Kosovo und Afghanistan. Er leidet heute unter einem Trauma und Depressionen und bloggt darüber im Internet.
  • Seelischen Schmerz und Hass überwinden: Traumaarbeit und Friedensbildung in Projekten von Terre des Hommes.
  • Friedenserziehung statt Militärwerbung und Rekrutierung!