GEW zur TIMS-Studie
„Kein Grund zu jubeln“
Deutschlands Grundschüler liegen im internationalen Kompetenzvergleich in Mathematik und Naturwissenschaften im breiten Mittelfeld. Die GEW warnt davor, sich entspannt zurückzulehnen.
Deutschlands Grundschüler liegen im internationalen Kompetenzvergleich in Mathematik und Naturwissenschaften im breiten Mittelfeld. Im alle vier Jahre vorgelegten Vergleichstest TIMSS (Trends in International Mathematics and Science Study) schlugen sich Viertklässler aus Deutschland besser als der internationale Durchschnitt und lagen teils unter, teils aber auch über dem Durchschnitt der EU-Staaten. Die GEW warnt jedoch davor, sich entspannt zurückzulehnen. „Die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in der Grundschule sind im internationalen Vergleich in Naturwissenschaften und Mathematik nach wie vor höchstens mittelmäßig. Also: kein Grund zu jubeln“, sagte Anja Bensinger-Stolze am Mittwoch mit Blick auf die TIMS-Studie in Frankfurt a.M.
„Weiterhin ist der Erfolg der Kinder in der Grundschule eng an den sozioökonomischen Hintergrund der Eltern gekoppelt.“ (Anja Bensinger-Stolze)
„Die Grundschulen sind seit langem völlig unterfinanziert. Hier war der Lehrkräftemangel in den vergangenen Jahren besonders dramatisch. Und: Weiterhin ist der Erfolg der Kinder in der Grundschule eng an den sozioökonomischen Hintergrund der Eltern gekoppelt. Die Grundschulen brauchen dringend mehr Gelder sowie ein umfassendes, integriertes Konzept. Dazu gehört, das Wohlbefinden und die Gesundheit der Kinder viel stärker in den Mittelpunkt zu stellen“, sagte Bensinger-Stolze.
Lernen folge einem ganzheitlichen Ansatz. Angesichts einer unsicheren Zukunft sei es von zentraler Bedeutung, Räume für soziale Beziehungen, Erfolgserlebnisse und Selbstwirksamkeit zu eröffnen und eine positive Fehlerkultur zu etablieren sowie die psychische und physische Resilienz der Kinder und Jugendlichen zu fördern. „Dann lernt es sich auch besser“, hob die GEW-Schulexpertin hervor.
Hohes Engagement der Lehrkräfte
„Trotzdem ist es gut, dass die Leistungen der Kinder nach der Pandemie insgesamt stabil geblieben sind. Es ist gut, dass endlich einmal auf das hohe Engagement der Lehrkräfte in den Grundschulen verwiesen wird, die die Schülerinnen und Schüler mit ihrem pädagogischen Vermögen bestmöglich unterstützt haben“, betonte Bensinger-Stolze. Sie machte sich dafür stark, dass der Digitalpakt und die Umsetzung des Startchancenprogramms unbedingt fortgesetzt werden müssten.
„Es wird Zeit, das Fortbildungsangebot für Lehrkräfte qualitativ und quantitativ weiter auszubauen. Dieses lässt zu wünschen übrig, obwohl die Nachfrage der Lehrkräfte groß ist. Zudem müssen, wie in der Studie vorgeschlagen, die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte ausgeweitet und verbessert werden“, unterstrich die GEW-Schulexpertin.
Anders als andere Schulleistungsvergleiche der jüngsten Vergangenheit zeigt diese Studie keine erschreckenden Einbrüche bei den Leistungen. Das erreichte Niveau in Mathematik (524 Punkte) unterscheidet sich demnach nicht signifikant von der Vorgängererhebung im Jahr 2019 (521 Punkte) und auch kaum im Vergleich zur Timss-Studie 2007 (525), als Deutschland erstmals daran teilnahm.
Jedes vierte Kind kann schlecht rechnen
Dennoch bestätigt auch diese Untersuchung wieder: Vielen Kindern fehlen die Grundlagen. 25 Prozent der Viertklässler erreichen demnach in Mathematik nur die untersten Kompetenzstufen. Sie haben demnach allenfalls „elementares mathematisches Wissen", wie es heißt und können nur einfachste Aufgaben lösen. „Mathematisches Lernen in der Sekundarstufe wird dieser Schülergruppe erhebliche Schwierigkeiten bereiten“, heißt es in der Studie. Am oberen Ende der Skala hat sich allerdings etwas im positiven Sinne getan: Der Anteil der Kinder, die fortgeschrittene Leistungen in Mathematik erreichen, stieg von 6 auf 8,3 Prozent.