Tarifrunde Bund und Kommunen 2025
Kann denn Streiken Sünde sein?
Der öffentliche Dienst ist der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält. Das müssen Gewerkschaften und Beschäftigte den öffentlichen Arbeitgebern ab und zu in Erinnerung rufen.
Am 24. Januar 2025 beginnt die Tarifrunde für die im öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen Beschäftigten. In drei Runden verhandeln Gewerkschaften und Arbeitgeber über Gehaltserhöhungen und zusätzliche freie Tage für die Angestellten. Es ist abzusehen, dass es eine harte Auseinandersetzung geben wird. Um die Interessen der Beschäftigten durchzusetzen, könnten auch Streiks notwendig werden. Deshalb versuchen die Arbeitgeber und viele andere Interessierte schon jetzt, den Beschäftigten ein schlechtes Gewissen einzureden: „Wie könnt ihr es wagen, die armen Kinder, Jugendlichen, Eltern (wahlweise Kranken, Alten, Behinderten, Bedürftigen, Pendler*innen oder Bürger*innen) im Regen stehenzulassen? Wie könnt ihr nur! Schämt ihr euch denn nicht?“
Klar, Erzieher*innen oder Sozialarbeiter*innen machen ihre Arbeit in der Kita oder der Jugendhilfe aus Überzeugung, weil sie etwas sehr Sinnvolles tun. So empfinden das auch viele andere Berufsgruppen im öffentlichen Dienst: Sie machen ihre Arbeit sehr gerne. Aber so wie es im Moment läuft, kann es nicht weitergehen. Dass Erzieher*innen deutschlandweit von allen Berufen den höchsten Krankenstand haben – woher kommt das? Wenn es nicht bald Entlastung für die überlasteten Beschäftigten gibt, werden immer mehr Kolleg*innen krank und überlegen, diesen schönen Job an den Nagel zu hängen. Das ist nicht im Interesse der Kinder, Jugendlichen und Eltern!
Also werden wir – wenn es notwendig wird – auch diesmal wieder auf der Straße stehen – für eine ordentliche Gehaltserhöhung und für mehr freie Tage.
Der öffentliche Dienst ist der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält. Das gilt für Kitas und Jugendhilfe, aber auch für die Kolleg*innen bei Bund und Kommunen, in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, Bussen und Bahnen, Müllabfuhr und Kläranlagen, Ämtern und Bauhöfen. Wie wertvoll dieser Kitt ist, merken die Menschen – und die verantwortlichen Politiker*innen – meist erst dann, wenn die Beschäftigten mal nicht „stets zu Diensten“ sind. Deshalb müssen Gewerkschaften und Arbeitnehmer*innen ihnen das ab und zu in Erinnerung rufen.
Also werden wir – wenn es notwendig wird – auch diesmal wieder auf der Straße stehen – für eine ordentliche Gehaltserhöhung und für mehr freie Tage. Wir, das sind die Gewerkschaftsmitglieder, die durch ihre Mitgliedschaft Tarifverhandlungen und Tarifverträge überhaupt erst möglich machen. Deshalb fordern die Gewerkschaften auch einen zusätzlichen freien Tag nur für Gewerkschaftsmitglieder. Und darum sprechen wir auch unsere Kolleg*innen an, die noch nicht Mitglied einer Gewerkschaft sind: „Komm mit, mach mit, werde Mitglied!“ Und das Beste daran: Es macht Spaß, gemeinsam auf die Straße zu gehen – selbst bei Regen, Schnee und Wind.
In den Tarifverhandlungen mit dem Bund und den Kommunen fordern die Gewerkschaften kräftige Gehaltserhöhungen für die Beschäftigten sowie wirksame Maßnahmen zur Entlastung:
- 8 Prozent mehr Gehalt – mindestens 350 Euro
- höhere Zuschläge für Überstunden und besondere Arbeitszeiten
- drei zusätzliche freie Tage pro Jahr
- ein „Meine-Zeit-Konto“, in dem die Beschäftigten Entgelterhöhungen und Zuschläge ansparen können, um sie zur Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit oder für zusätzliche freie Tage beziehungsweise längere Freistellungsphasen zu nutzen
- einen weiteren freien Tag pro Jahr für Mitglieder
- eine Wiederaktivierung der Regelungen zur Altersteilzeit
Damit der öffentliche Dienst attraktiv bleibt, müssen die Gehälter rauf und die Arbeitsbedingungen stimmen. Die Beschäftigten haben immer noch an der Belastung durch die hohe Inflation zu knabbern. Gerade im Sozial- und Erziehungsdienst gibt es bundesweit einen großen Fachkräftemangel. Um für junge Fachkräfte attraktiv zu sein, brauchen wir dringend wirksame Entlastung, damit die Kolleginnen und Kollegen gesund bis zur Rente arbeiten können.