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„Stark für die Zukunft“

Kabinett beschließt erste nationale Gleichstellungsstrategie

Mehr Frauen in Führungspositionen, Entgeltgleichheit und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Das Bundeskabinett hat die nationale Gleichstellungsstrategie beschlossen. Die GEW-Frauenpolitik sieht eine langjährige Forderung erfüllt.

Gleichberechtigte Karrierechancen sind jetzt per Gleichstellungsstrategie vorgeschrieben. (Foto: Pexels / CC0)

Mit 67 Maßnahmen will die Bundesregierung Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Ministerien und damit in allen Lebensbereichen durchsetzen. Dazu beschloss das Bundeskabinett die erste ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie einer Bundesregierung mit dem Motto „Stark für die Zukunft“. Alle Ministerien müssen die darin festgelegten Ziele künftig als Grundlage für Gesetze und Förderprogramme beachten.

„Die Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt zum Beispiel ist nicht nur Aufgabe des Frauenministeriums.“ (Franziska Giffey)

„Die Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt zum Beispiel ist nicht nur Aufgabe des Frauenministeriums. Rund 20 Prozent Lohnlücke führt zu mehr als 50 Prozent Rentenlücke zwischen Frauen und Männern. Diese Lücken zu schließen kann nur gelingen, wenn auch das Arbeits- und das Wirtschaftsministerium gezielt daran arbeiten, Gleichstellung zu verwirklichen. Auch die sozialen Berufe können wir nur gemeinsam mit dem Bundesgesundheitsministerium aufwerten“, sagte Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD). Ähnlich sei es, wenn es um schulgeldfreie und sozialversichungspflichtig vergütete Ausbildungen bei Erzieherinnen und Erziehern und Fachkräfte in den Pflegeberufen gehe. 

Die in der Gleichstellungsstrategie festgelegten neun Ziele sind:

  1. Entgeltgleichheit und eigenständige wirtschaftliche Sicherung im Lebensverlauf
  2. Soziale Berufe als attraktive und flexible Karriereberufe stärken
  3. Gleichstellungspolitische Standards in der digitalen Lebens- und Arbeitswelt
  4. Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf stärken – eine gleichberechtigte Verteilung von Erwerbsarbeit und unbezahlter Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern fördern
  5. Gleichberechtigte Karrierechancen und Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen
  6. Gleichberechtigte Beteiligung von Frauen in Parlamenten auf allen Ebenen
  7. Gleichberechtigte Präsenz und Teilhabe von Frauen und Männern in Kultur und Wissenschaft
  8. Der öffentliche Dienst des Bundes baut bei der Vereinbarkeit und gleichberechtigten Teilhabe an Führungspositionen seine Vorreiterrolle aus.
  9. Die Bundesregierung fördert die tatsächliche Gleichstellung querschnittlich und strukturell.

GEW begrüßt Gleichstellungsstrategie

Die GEW hatte seit langem eine Gleichstellungsstrategie verlangt und diese Forderung mit Blick auf mögliche Folgen der Corona-Pandemie in den vergangenen Wochen in Schreiben an verschiedene Ministerien und Abgeordnete bekräftigt. Nach dem Kabinettsbeschluss kommentierte GEW-Frauenpolitikexpertin Frauke Gützkow: „Gut, dass es die Gleichstellungsstrategie nun endlich gibt. Die Auflistung der Themengebiete hat viel mit GEW-Forderungen zu tun, ob es sich nun um Entgeltgleichheit, die Aufwertung sozialer Berufe oder die bessere Vereinbarkeit handelt. Allerdings: Die Verbindlichkeit fehlt, institutionalisierte Verfahren nach denen alle Ressorts die Gleichstellungsperspektive in ihren Vorhaben berücksichtigen.“