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Junge Muslime suchen "Gerechtigkeit"

Viele muslimische Jugendliche fühlen sich in Deutschland als "Opfer". Der islamische Extremismus fasziniere sie als Möglichkeit, "Gerechtigkeit herzustellen", sagt der Türkei- und Integrationsexperte Haci-Halil Uslucan.

"Vielfach glauben muslimische Jugendliche in Deutschland, dass sie hier entwertet werden. Sie nehmen
auch die muslimische Welt an sich als vom Westen erniedrigt wahr", sagt Haci-Halil Uslucan, Professor
für Moderne Türkeistudien an der Universität Duisburg-Essen und Leiter des Zentrums für Türkeistudien
und Integrationsforschung. Daher wollten sie die Gleichstellung der islamischen Welt mit der westlichen und die Wiederherstellung der "islamischen Ehre".

Eine zentrale Rolle spiele dabei auch das Internet, wo Jugendliche andere Deutungen der Weltpolitik fänden. "Wenn sie länger ausschließlich auf solche Informationen zugreifen, verändert sich ihr Weltbild. Sie beginnen, ihren Alltag mehr und mehr in einer relativ geschlossenen Gruppe unter Gleichgesinnten zu verbringen", erklärt Uslucan. Wissenschaftler stellten ihm zufolge zudem fest, dass es einen engen Zusammenhang zwischen traumatischen Erlebnissen als Kind und dem Terrorismus gebe. "Frühe Erfahrungen der Gewalt oder von Missbrauch machen Menschen dafür eher empfänglich."

Um Jugendliche aufzuhalten, müssen dem Expeten zufolge die Islamverbände die innerislamischen Debatten vorantreiben - und etwa deutlich machen, dass es im Koran keinen Zwang in der Religion gebe und viele Koran-Stellen zum Gewaltverzicht aufriefen. "Diese Aspekte müssen von den Muslimen selbst stärker angesprochen und unterstrichen werden – im Sinne eines interreligiösen Zusammenlebens."

Das komplette Interview von Michaela Ludwig ist in der Februarausgabe der "E&W" abgedruckt.