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JA13: GEW macht mit zweitem Aktionszeitraum Druck

In Berlin und Brandenburg ist weitgehend erreicht, was bundesweit Realität werden soll: Die gleiche Bezahlung der voll ausgebildeten Lehrkräfte aller Schulstufen. Nach 2016 plant die GEW einen weiteren JA13-Aktionsschwerpunkt ab 12. November.

Es tut sich etwas bei der Bezahlung von Lehrkräften an Grundschulen und in der Sekundarstufe I. Landauf, landab beschließen Landesregierungen erste Schritte hin zu A13/E13 als Eingangsbesoldung für voll ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer, getrieben vom eklatanten Lehrkräftemangel – und auf Druck der GEW. Zunehmend erfolgreich streiten wir dafür, dass der Lehrberuf in allen Schulformen auch bei der Bezahlung als gleichwertig anerkannt wird. Zwar unterscheiden sich Schulstruktur und Ausbildung, und damit die Ausgangssituation, in den Ländern teils erheblich. Dennoch arbeiten alle GEW-Landesverbände mit eigenen Strategien und Schwerpunkten an dem Ziel JA13. Vorreiter sind Berlin und Brandenburg, wo inzwischen mit einigen Einschränkungen A13/E13 an Grundschulen erreicht ist. Auch in Nordrhein-Westfalen hat die Landesregierung jetzt A13 für Lehrkräfte an Grund- und Schulen der Sekundarstufe I angekündigt. Jetzt macht die GEW mit einem zweiten bundesweiten Aktionszeitraum weiter Druck.

Dass dieser Kampf überhaupt notwendig ist, hat viel mit einer überkommenen Einschätzung der Grundschullehrerin zu tun: einer Frau also, die angeblich „nur“ pädagogisch „was mit Kindern“ macht. Ähnlich sieht es bei Lehrkräften an Haupt- und Realschulen aus, die in einigen Bundesländern auch noch nicht so gut bezahlt werden wie beispielsweise Gymnasiallehrkräfte. Das Problem: Die Arbeit mit Kindern gilt als „weiblich“ – je kleiner die Kinder, desto „weiblicher“ die Tätigkeit. Wie in anderen Berufsfeldern auch, etwa der Pflege, wurden vermeintlich „weibliche“ Fähigkeiten früher „der Natur“ oder „dem Wesen der Frau“ zugeschrieben. Das hat Folgen bis heute: Ihre Professionalität wird nicht oder zu gering bezahlt, Frauen werden mittelbar aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert. Gegen dieses Relikt müssen wir uns wehren!

„Der Unterricht von der 1. bis zur 12. oder 13. Klasse ist gleichwertig und muss auch so vergütet werden.“

Auch Haupt- und Realschullehrkräfte werden in einigen Bundesländern noch nach A12 beziehungsweise E11 bezahlt. Hier kommt zusätzlich zu überkommenen Geschlechterbildern eine weitere Tradition zum Tragen: die nichtakademische Lehrkräfteausbildung – später die Ausbildung an Pädagogischen Hochschulen, die, abgesehen von Baden-Württemberg, in den 1980er Jahren in die Universitäten integriert wurden. Teil dieser Tradition ist eine soziale Diskriminierung. Die Tätigkeit in der „Volksschule“ galt ebenso wie die an Grund-, Haupt- und Realschulen als nicht so anspruchsvoll wie jene in Gymnasien, wo die Kinder des Bürgertums auf ein Leben in der gesellschaftlichen Elite vorbereitet wurden. An Volksschulen arbeiteten sogenannte Schulmeister, deren Bild sich eher an dem „Lehrherrn“ in der beruflichen Ausbildung orientierte als an dem – auch sozial höher gestellten – gymnasialen Studienrat.

Beiden Traditionslinien gemeinsam ist die Geringschätzung der Pädagogik gegenüber der Fachlichkeit. Wie generell die Arbeit mit Menschen gegenüber der Arbeit mit (teurer) Technik oder mit Geld weniger geschätzt wird, so gilt auch pädagogische Arbeit als nicht so anspruchsvoll wie (wissenschaftsnaher) fachlicher Unterricht. Diese diskriminierende Perspektive ignoriert zweierlei: Erstens haben auch Gymnasiallehrkräfte pädagogische Arbeit zu leisten und nicht nur Wissen zu vermitteln. Und zweitens wird pädagogische Arbeit in der Schule, und nicht nur dort, immer wichtiger. Sie legt die Basis für ein selbstbestimmtes Leben und eine demokratische Grundhaltung in einer zunehmend komplexen Gesellschaft, in der vielfältige Konflikte ausgehandelt werden müssen. Um das Ziel JA13 zu erreichen, müssen alte Zöpfe abgeschnitten werden. Der Unterricht von der 1. bis zur 12. oder 13. Klasse ist gleichwertig und muss auch so vergütet werden. Das Ziel JA13 ist so aktuell wie nie. Bleiben wir dran!

Frauke Gützkow, GEW-Vorstandsmitglied Frauenpolitik