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It’s not about sex Pfad zur Seite:

Vom 11.-13. Februar 2013 traf sich die Arbeitsgruppe Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Inter*(LSBTI) der GEW in London mit Vertreter_innen der National Union of Teachers (NUT) zum Erfahrungsaustausch.

Ein Austausch über die Motoren und Widerstände in der LGBT-Bildungsarbeit zeigt, dass es viele Parallelen zwischen Großbritannien und Deutschland gibt. Gerade die Wahrnehmung von LGBTI-Themen als „sexuell“ und für jüngere Kinder deswegen nicht altersgerecht, ist geradezu ein Klassiker unter den Gegenargumenten. Dabei geht es in der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern doch um ganz andere Dinge: Familien zum Beispiel.

Rechtsetzung schafft neue Freiheiten und Chancen
Lehrer_innen durften in Großbritannien bis 2006 nicht über sexuelle Vielfalt sprechen, da dies als unzulässige „Anstiftung zur Homosexualität“ gesetzlich verboten war. Die Abschaffung dieser Regelung und die Öffnung des schulischen Curriculums für LSBT-Themen ermöglichte einen Wandel, der stark durch die Verabschiedung des Education and Inspections Acts im Jahr 2006 vorangetrieben wurde. Die dort verbindlich geregelte Pflicht von Schulen, gegen jegliche Form von Bullying vorzugehen, wird von vielen unserer Gesprächspartner_innen als sehr hilfreiches und wirksames Instrument in ihrer Arbeit gegen die Diskriminierung von LSBT betrachtet.

Praxis – Praxis - Praxis: Beispiele aus der Bildungsarbeit zu LSBT
Inspiration für die Arbeit an deutschen Schulen hatten wir nach dem Austausch alle im Gepäck – dafür sorgten zwei Schulbesuche und Gespräche mit Trainer_innen. An der Beaconsfield School, einem College mit künstlerischem Schwerpunkt, stellte uns Annette Pryce ihre Arbeit vor. Sie unterrichtet im Rahmen der Gesundheitserziehung das Thema LSBT. Die Schule nimmt am jährlichen LGBT History Month teil und Annette dreht mit interessierten Schüler_innen aus Anlass des Day of Silence immer einen Film im Stil eines Videoclips. Der Day of Silence findet 2013 am 19. April statt und Schüler_innen machen mit ihrem Schweigen auf Mobbing und Diskriminierung gegenüber Kindern und Jugendlichen aufmerksam, die ausgegrenzt und zum Schweigen gebracht werden, weil sie nicht der geschlechtlichen oder heterosexuellen Norm entsprechen.

An der Grundschule St. Johns Baptist Church of England erfuhren wir, wie der projektorientierte Unterricht die Werteerziehung und die Vermittlung von Lernkompetenzen ins Zentrum stellt, denn, „just teaching facts is pretty pointless“. Die Musiklehrerin und Trainerin Elly Barnes präsentierte uns ihre Trainingsangebote für Lehrer_innen und ein Projekt, das Schulen „LGBT-friendly“ machen soll. Es wurde mittlerweile an vielen Schulen in England und im Ausland adaptiert. Durch Marc Jennett lernten wird das Projekt „No Outsiders“ kennen, das Grundschulen adressierte und dabei methodisch alternative Kinderbücher im Unterreicht verwendete.

Sichtbarkeit von LGBT in Bildungsgewerkschaften
Die neu konstituierte AG-LSBTI soll die Sichtbarkeit von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Inter* in der GEW erhöhen und deren Interessen einbringen. Rosamund McNeil berichtete, dass diese Funktion in der NUT der jährlichen LGBT Teachers Conference zukommt und dass diese auch bei der National Conference immer mindestens einen Antrag einbringe. Die NUT begann kürzlich auch mit der Erhebung von Daten zur sexuellen Orientierung ihrer Mitglieder, natürlich auf freiwilliger Basis. Nach langer Diskussion hatte sie entschieden, dass nur Menschen, die sich selbst als LSBT identifizieren, zur Wahl eines Vertreters oder einer Vertreterin im National Executive Council berechtigt sind. Wie auch für Schwarze Lehrer_innen und Lehrer_innen mit Behinderung gibt es in diesem wichtigen Gremium, das mit dem Hauptvorstand der GEW vergleichbar ist, per Quotierung neben den regionalen Vertreter_innen auch eine Person, die sich besonders für LSBT-Themen engagieren soll.