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GEW-Delegation beim EGBW-„Gewerkschaftstag“

Internationale Solidarität in Krisenzeiten

Die europäischen Bildungsgewerkschaften stehen an der Seite der Ukraine und wollen Druck für mehr Geld für Bildung und eine Aufwertung des Lehrberufs machen. Das beschloss das EGBW bei einer Konferenz in Lüttich. Auch die GEW war dabei.

Das Europäische Gewerkschaftskomitee für Bildung und Wissenschaft (EGBW) will sich weiter für die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen aus der Ukraine einsetzen und fordert dazu einen Ausbau der Bildungssysteme sowie Unterstützung für Pädagoginnen und Pädagogen. Bei einer dreitägigen Konferenz im belgischen Lüttich, an der auch eine GEW-Delegation teilnahm, verabschiedeten die rund 300 Delegierten eine Friedensresolution. Zudem verpflichteten sie sich in dem mit großer Mehrheit verabschiedeten Leitantrag, ihr Engagement für gute Bildung noch zu verstärken sowie zu „organisieren“ und zu „mobilisieren“.

Bei der Konferenz handelte es sich um den „Gewerkschaftstag“ der europäischen Dachorganisation der Bildungsgewerkschaften. Dem EGBW gehören knapp 130 Gewerkschaften in mehr als 50 europäischen Ländern an, insgesamt vertritt er rund elf Millionen Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die GEW war in Lüttich mit einer siebenköpfigen Delegation vertreten, unter ihnen Vorsitzende Maike Finnern und ihr Stellvertreter Andreas Keller, aber auch eine Vertreterin und ein Vertreter der Jugendstrukturen in der GEW. Das Treffen stand unter dem Eindruck weltweiter Krisen – von der Coronapandemie über den im Februar ausgebrochenen Ukrainekrieg bis zum Klimawandel.

„Als Bildungsgewerkschaften setzen wir unsere Hoffnungen in unsere Kinder und Jugend, an einer friedlichen Welt zu bauen.“ (Andreas Keller)

„Solidarität macht uns stark, für eine friedliche und gerechte Welt – Krieg dem Kriege!“, sagte Keller, der als einer von sechs Vizepräsidentinnen und -präsidenten des EGWB die Friedensresolution vorstellte. Er sprach sich auch für den Ausbau von politischer Bildung und Friedenserziehung an Schulen aus. „Als Bildungsgewerkschaften setzen wir unsere Hoffnungen in unsere Kinder und Jugend, an einer friedlichen Welt zu bauen.“

Mit der einstimmig verabschiedeten Resolution verurteilten die Delegierten den russischen Angriff auf die Ukraine und solidarisierten sich mit den Menschen dort. Finnern betonte, dass auch Menschen in Russland oder Belarus mutig ihre Stimme gegen den Krieg erheben und der Propaganda von einer „Spezialoperation“ widersprechen würden. Ein entsprechender, von der GEW eingebrachter Änderungsantrag wurde angenommen.

Der aus Kiew zugeschaltete Vorsitzende der ukrainischen Bildungsgewerkschaft, Georgiy Trukhanov, berichtete, in dem russischen Angriffskrieg seien nicht nur zahlreiche Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Studierende und Kitakinder ums Leben gekommen, sondern auch 300 Schulen und andere Bildungseinrichtungen zerstört sowie weitere 3.000 beschädigt worden. Gegenüber der Regierung habe seine Gewerkschaft durchsetzen können, dass die Gehälter weitergezahlt würden, Kündigungen ausgeschlossen seien und die Arbeit online von zuhause oder anderen Aufenthaltsorten in der Ukraine und im Ausland erledigt werden könne.

Bildungsinvestitionen als Weg aus der Krise

In ihrem Leitantrag nahmen sich die Delegierten zudem vor, neue Mitglieder zu gewinnen und Druck auf die europäischen Regierungen und die Europäische Kommission auszuüben, Investitionen in Bildung als wichtigen Teil eines politischen Auswegs aus den Krisen zu verstehen. „Unsere Expertise muss in die Bildungspolitik eingehen, denn als Lehrkräfte wissen wir am besten, was Lehrkräfte brauchen, um einen guten Job zu machen“, sagte der EGBW-Vorsitzende Larry Flanagan.

Für das der Konferenz vorliegende Positionspapier zur Verbesserung des Status des Lehrberufs in Europa warb Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied für den Bereich Schule. Sie berichtete von der erfolgreichen JA13-Kampagne der GEW für die Angleichung der Gehälter von Lehrkräften an Grundschulen und in der Sekundarstufe I mit denen von Kolleginnen und Kollegen an Gymnasien. Mit dem Papier macht sich der EGBW für eine Aufwertung des Lehrberufs stark, auch als Mittel gegen den europaweiten Lehrkräftemangel.

Lehrerinnen und Lehrer müssten auch unterstützt werden, die Digitalisierung der Bildung zu gestalten, sagte Kristin Vanlommel von der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Utrecht. Der Vertreter der Europäischen Kommission, Stefaan Hermans, betonte die Bedeutung des sozialen Dialogs von Arbeitgebern und Gewerkschaften, um die neuen Herausforderungen zu bewältigen.