Zum Inhalt springen

Inklusive Bildung engagiert umsetzen

Die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK) hat zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung die Bildungsverantwortlichen aufgefordert, „die Vorbehalte in den Schulgesetzen der Länder gegenüber Inklusion aufzuheben“, zügig Aktionspläne zur inklusiven Bildung zu erarbeiten und Sonderschulen planvoll in das allgemeine Schulwesen zu überführen.

„In Deutschland besucht nur jeder vierte Schüler mit besonderem Förderbedarf eine allgemeine Schule. Wir haben im internationalen Vergleich einen deutlichen Nachholbedarf", erklärte Ute Erdsiek-Rave, Vorsitzende des DUK-Expertenkreises „Inklusive Bildung". Zum Vergleich: In vielen Ländern Südeuropas und Skandinaviens gehen nach DUK-Angaben weniger als ein Prozent aller Schüler in gesonderte Bildungseinrichtungen.

Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe, forderte im gleichen Zusammenhang, dass die Teilhabe behinderter Menschen kein bloßes Lippenbekenntnis sein dürfe. Er begrüßte unter anderem, dass sich CDU/CSU und SPD in ihrer Koalitionsvereinbarung dazu bekennen, die Teilhabe behinderter Menschen in allen Lebensbereichen weiter voranzubringen.

Das Anfang Dezember von der Aktion Mensch vorgestellte Inklusionsbarometer zum Thema Arbeit von Menschen mit Behinderung attestiert auch den Arbeitgebern, das Potenzial von Menschen mit Behinderungen nicht auszuschöpfen. Die Quote der Arbeitslosen mit Behinderung sei mit 14 Prozent fast doppelt so hoch wie bei Menschen ohne Behinderung, so Armin v. Buttlar, Vorstand der Aktion Mensch. Zwar habe sich die Lage von Menschen mit Behinderung bereits verbessert, doch es gebe noch viel Handlungsbedarf. Dazu zähle auch ein veränderter Blickwinkel der Arbeitgeber. „Nicht die Defizite, sondern die Fähigkeiten der potenziellen Beschäftigten sollten bei der Einstellung im Fokus stehen.“

GEW: Auftrag an die gesamte Gesellschaft

Der GEW-Gewerkschaftstag 2013 hat sich dafür stark gemacht, Inklusion in Kitas und Schulen forciert auf den Weg zu bringen. Die Bildungsgewerkschaft habe sich zu einem umfassenden Verständnis von Inklusion bekannt, das klar und deutlich nicht auf Menschen mit Behinderung verengt sei, so GEW-Vorsitzende Marlis Tepe in einem Kommentar in der Dezember-Ausgabe der E&W. „Inklusion ist ein Auftrag an die gesamte Gesellschaft, sie muss daher Pädagoginnen und Pädagogen Zeit, Raum und personelle Ressourcen für ihre anspruchsvolle Arbeit in Kitas und Schulen bereitstellen".

Die GEW kritisiere den vielfach schleppend vorangehenden Umbau des Schulwesens hin zu einem inklusiven, die vielerorts unzureichenden Rahmenbedingungen für den Unterricht, die mangelnde Vorbereitung der Lehrkräfte, vor allem aber die fehlenden Stellen, um die pädagogischen Herausforderungen zu bewältigen, so Tepe. „Inklusion bleibt so oft ein Schlagwort. Politik wälzt die Verantwortung einfach auf die pädagogischen Fachkräfte ab. Was wir heute und in den kommenden Jahren benötigen, sind Konzepte und Maßnahmen, z. B. veränderte Aus- und Fortbildung, Förder- statt Statusdiagnostik, verbindliche Umbaupläne, die alle Beteiligten vor Ort wirklich unterstützen", erklärte die GEW-Vorsitzende. Dieser Aufgabe müssten sich alle stellen. „Wir brauchen daher eine Agenda für inklusive Bildung, zu der alle Akteure ihren Beitrag leisten müssen."