Der Integrationspädagoge Baberg betrachtet in seiner Analyse den Einfluss der gesellschaftlichen Spaltung auf den Bildungsbereich. Besonderes Augenmerk legt er auf den Elementarbereich, wo nur „ein Viertel der regulären Kindergärten bewusst, gewollt und uneingeschränkt Kinder mit heterogenen Ausgangslagen aufnimmt“. Das liegt daran, dass das Sozialgesetzbuch den Einrichtungen der Jugendhilfe ausdrücklich zugesteht, „eigene Wertorientierungen zu realisieren“. Dies bedeute im Klartext Separation statt Inklusion, ist Baberg überzeugt. In den Kitas der Kirchen – die 57 Prozent aller Einrichtungen betreiben – und Einrichtungen mit besonderem pädagogischen Ansatz finden sich daher überproportional viele Kinder aus der bildungsbewussten Mittelschicht, während in den kommunalen Kitas die Kinder aus der Unterschicht oftmals unter sich bleiben.
Um an dieser Ausgangslage etwas zu ändern, fordert Baberg in seinem Aufsatz, die öffentliche Förderung so umzustellen, dass Ansätze unterstützt werden, die Gemeinsames und nicht Trennendes betonen. Er spricht sich in diesem Sinne für die Überführung von Kindertageseinrichtungen in staatliche Regie aus. Außerdem fordert der Experte die Koppelung öffentlicher Zuschüsse an die Erfüllung inkludierender Maßnahmen, wie die Einführung interreligiöser Erziehung in kirchlichen Einrichtungen, die Erhöhung öffentlicher Zuschüsse für Einrichtungen mit hohem Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund und die Kürzung staatlicher Zuschüsse für Einrichtungen mit hohem Anteil an Besserverdienenden.
Inklusion in Zeiten wachsender Ungleichheit
Inklusion in pädagogischen Arbeitsfeldern lässt sich auf Dauer nicht gegen die immer größer werdenden Spaltungstendenzen in Wirtschaft und Gesellschaft durchsetzen. Das ist die Grundthese eines Aufsatzes von Prof. Manfred Baberg von der Hochschule Emden-Leer, der auf dem Nachrichtenportal Sozial.de veröffentlich wurde. Um die Ziele der Inklusion umzusetzen, hält Baberg die Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums, den Aufbau einer solidarischen Ökonomie und die Verbesserung der sozialen Infrastruktur für unausweichlich.