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Industrienahe Stiftungen fördern MINT-Fächer

Der Schulunterricht in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – den sogenannten MINT-Fächern – wird gerne von industrienahen Stiftungen gefördert. Völlig uneigennützig?

Foto: Mattias Holland-Letz

Unterricht in den MINT-Fächern zu fördern, darum kümmern sich auffallend viele Stiftungen, die von Industrie-Unternehmen oder Industrie-Arbeitgeberverbänden ins Leben gerufen wurden. Die Bayer Science & Education Foundation etwa hat ein Stiftungsvermögen von 19,6 Millionen Euro. Ihre Ausgaben lagen 2014 bei 2,4 Millionen Euro. Laut Homepage fördert die Bayer-Stiftung an Schulen Lehrkräfte, „die den naturwissenschaftlichen Unterricht durch innovative Projekte attraktiver machen möchten“. Mit der Berliner Humboldt-Universität betreibt sie das „Humboldt-Bayer-Mobil“, ein naturwissenschaftlich-technisches Labor, das bundesweit Schulen anfährt. Sie ermöglicht zudem, dass SchülerInnen an naturwissenschaftlichen Sommercamps in den USA teilnehmen. 2015 förderte die Bayer-Stiftung nach eigenen Angaben 57 Schulen und Bildungseinrichtungen.

Die Bayer Science & Education Foundation erklärt auf ihrer Webseite jedoch, dass sie lediglich Lehrkräfte „im Umfeld der Bayer-Standorte“ unterstütze. Also etwa im Raum Dormagen, in Wuppertal, Leverkusen oder Kiel. Da liegt der Verdacht nahe, der Stiftung gehe es um Nachwuchsförderung zugunsten des Chemiekonzerns, finanziert auch mit Steuergeldern.

In der Konzernzentrale in Leverkusen heißt es beim Besuch der "E&W": Das Unternehmen Bayer habe durch die Stiftung „keinen unmittelbaren betrieblichen Vorteil“. „Wir profitieren aber langfristig davon, wenn wir Menschen für Naturwissenschaft und Fortschritt begeistern“, sagt Thimo Valentin Schmitt-Lord, verantwortlich für die Bayer Science & Education Foundation. „Wenn wir früh gute Leute finden, Talente entwickeln, dann ist das nicht zum Nachteil von uns.“ Aber die Personalplanung bereits bei Sechsklässlern anzusetzen, „das wäre weit hergeholt“.

Die ausführliche Reportage von Matthias Holland-Letz, der neben der Bayer-Zentrale auch eine Privatschule in Dormagen besuchte, die mit Baukästen der Bayer-Stiftung experimentiert, ist in der Juniausgabe der "E&W" abgedruckt.