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Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

Im Gesundheits- und Sozialwesen droht noch massiverer Fachkräftemangel

Nach der neuen IAB-Studie wird das Gesundheits- und Sozialwesen bis zum Jahr 2040 der größte Wirtschaftsbereich sein. Die GEW fordert bereits seit langem mehr Qualität in der Ausbildung und eine Ausbildungsplatzgarantie.

Foto: Pixabay / CC0

Durch die Alterung der Gesellschaft wird das Gesundheits- und Sozialwesen bis zum Jahr 2040 ca. 660.000 Erwerbstätige mehr als noch in diesem Jahr stellen, so die neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die Coronapandemie dürfte das Wachstum der Branche noch zusätzlich verstärken. Vor diesem Hintergrund forderte die GEW bereits, die vollzeitschulischen Ausbildungsgänge insbesondere im Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialwesen unter anderem mit einer sozialversicherungspflichtigen Ausbildungsvergütung aufzuwerten.

„Bestmögliche Bildung und Qualifizierung“

Durch die demografische Entwicklung nimmt die Zahl der Erwerbstätigen fast überall ab, sodass mit Engpässen in verschiedenen Wirtschaftsbereichen und Berufen zu rechnen ist. Die Studie resümiert, dass „bestmögliche Bildung und Qualifizierung der nachfolgenden Jahrgänge und die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen ebenso wie die Attraktivität des Standorts Deutschland für qualifizierte und vom Arbeitsmarkt benötigte Migrantinnen und Migranten“ erforderlich wären, um dem Fachkräfteengpass entgegen zu wirken.

„Um die Fachkräfte von morgen auszubilden, braucht es mehr Qualität in der Ausbildung.“ (Ansgar Klinger)

„Lebenslanges Lernen und bestmögliche Bildung dürfen dabei nicht nur leere Worthülse bleiben. Um die Fachkräfte von morgen auszubilden, braucht es mehr Qualität in der Ausbildung“, so Ansgar Klinger, Leiter des GEW Vorstandsbereichs berufliche Bildung und Weiterbildung. So bedarf es spätestens jetzt – einer Ausbildungsplatzgarantie, wie sie die GEW bereits seit längerem fordert. Die Arbeitgeber sind gefordert, klare Beschäftigungs- und Aufstiegsperspektiven für beruflich Qualifizierte zu bieten und die berufliche Ausbildung attraktiver zu gestalten. Zudem müssen Weiterbildungen besser gefördert werden.

Starke regionale Unterschiede

Die Studie geht insbesondere auf die unterschiedlichen Auswirkungen der demographischen Entwicklungen in den Regionen ein. So ist die Zahl der Erwerbspersonen bis zum Jahr 2040 in allen Bundesländern – außer den Stadtstaaten Berlin und Hamburg – rückläufig. Insbesondere in den östlichen Bundesländern ist ein starker Rückgang zu erwarten. Bezogen auf die Zahl der Erwerbstätigen im Jahr 2020 entstehen bis 2040 die meisten Arbeitsplätze in Berlin und Hamburg und die wenigsten in den Flächenstaaten im Osten des Landes, so die Studie weiter.

Bezogen darauf werden Ausbildungsplätze auch in diesen Ballungsräumen steigen, wohingegen sie im ländlichen Raum sinken werden. Das bedeutet wiederum für Azubis erhebliche Schwierigkeiten, geeigneten Wohnraum zu finden. Im DGB Berlin/Brandenburg Ausbildungsreport 2020 beklagen bereits jetzt 80 Prozent der Auszubildenden hohe Mieten. In Hamburg dürfte die Situation ähnlich dramatisch sein. Hier müssen Politik und Arbeitgeber geeignete Lösungen umsetzen, wie mehr Azubi-Wohnheime oder Azubi-Apartments.