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Honorarlehrkräfte schnüren Forderungspaket

„Krank gleich Hartz IV“, „Schwanger: Pech gehabt!“ – mit deutlichen Worten und kreativen Aktionen fordern in diesen Tagen Beschäftigte des Goethe-Instituts den Goethe-Vorstand auf, nicht länger Verhandlungen über die Arbeitsbedingungen der Honorarlehrkäfte zu verweigern.

Den Freien Mitarbeitern am Goethe-Institut reicht es: Noch immer hat sich nichts daran geändert, dass sie es sich nicht leisten können, krank oder mangels sicherer Perspektiven schwanger zu werden, geschweige denn Urlaub zu machen oder sich auf eine existenzsichernde Rente zu freuen. Auch das Gehalt ist im Vergleich zu ähnlich qualifizierten Berufsgruppen weiter viel zu niedrig. Die Verantwortlichen des international renommierten Goethe-Instituts weigern sich jedoch nach wie vor, mit der GEW über die Arbeits- bzw. Auftragsbedingungen der freiberuflichen Mitarbeiter zu verhandeln, mit denen das Institut einen guten Teil seines Geldes verdient.

Berlin

Die kreative Performance der Beschäftigten in Berlin bildete den Auftakt zu einer Reihe von Protestveranstaltungen vor Goethe-Instituten an weiteren Standorten im Bundesgebiet:

Vor dem Institutseingang feierten von Kolleginnen und Kollegen dargestellte Goethe-VIPs phrasendreschend den guten Ruf und gestiegene Umsätze („Als Kulturinstitut, da sind wir was? Führend natürlich, führend natürlich!“, mehr Phrasen siehe Download: Liedtext). Während einem großen grünen Paket einige als krank und verletzt zurechtgemachte, um Almosen bittende freie Mitarbeiter entstiegen, um den Goethe-Mitgliedern ihre bittere Lage vor Augen zu führen. „Wir wollen verhandeln!“, so die Forderung der Protestierenden.

München

„Fair statt Prekär – auch beim Goethe-Institut!“, mit dieser Forderung begleiteten am Dienstag protestierende Beschäftigte in München die Mitgliederversammlung des Goethe-Instituts. Ziel der Aktion: die versammelten Mitglieder, allesamt Politiker und Personen des öffentlichen Lebens, auf die prekäre Arbeitssituation der Honorarlehrkräfte aufmerksam zu machen.

Die Aktion zeigte Wirkung: Viele der Mitglieder zeigten großes Interesse für das Anliegen der freiberuflichen Dozenten, die Mitgliederversammlung diskutierte das Thema Arbeitsbedingungen intensiv.

„Die Freien Mitarbeiter leisten hochqualifizierte und engagierte Bildungsarbeit ohne soziale Absicherung, ohne Kündigungsschutz und ohne angemessene Bezahlung“, erklärte GEW-Tarifexperte Andreas Gehrke anlässlich der Proteste. Seit einem Jahr versuche die GEW, mit dem Goethe-Institut in Gespräche über tarifvertragliche Lösungen für die Freien Mitarbeiter zu kommen, so Gehrke weiter. Der Vorstand zeige der Bildungsgewerkschaft aber nur die kalte Schulter. Gehrke zeigte sich aber zuversichtlich, dass sich das rege Interesse der Mitgliederversammlung auch auf die Gesprächsbereitschaft des Vorstands positiv auswirken werde.

Der Tarifexperte kündigte außerdem an, dass die GEW das Thema unermüdlich weiter in die Öffentlichkeit tragen werde, bis das Goethe-Institut sich zu seiner Verantwortung gegenüber den Menschen, die durch ihre Arbeit seinen guten Ruf tagtäglich einlösten, bekennt.