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Coronapandemie

Homeschooling, ich vermisse dich (nicht)!

Unsere Autorin hat das Für und Wider der Erfahrungen mit dem digitalen Fernunterricht resümiert. Und erklärt, welche Erfahrungen sie mit in den Präsenzunterricht genommen hat.

Foto: Pixabay / CC0

Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich leicht sehnsüchtig an das Homeschooling zurückdenke. Vor mir taucht ein Bild auf, bei dem ich ohne weite Anfahrt zur Schule gemütlich von meinem Schreibtisch aus ruhige und aufmerksame Schüler unterrichte. Die ferne Lehre war – aus der Nähe betrachtet – allerdings nicht immer so wunderbar, wie ich es mir in manch lauten Momenten ausmale. Die ruhigen Schülerinnen und Schüler befanden sich nämlich oft gar nicht mehr vor dem Bildschirm, sondern längst wieder im Bett. Doch was genau gefiel mir eigentlich so gut, dass ich es nun sogar vermisse? Und wie lässt es sich in den Präsenzunterricht übertragen?

Eine Antwort liefert mir ein Schüler: „Können wir das mit dem Begrüßen mal wieder so machen wie beim digitalen Unterricht?“ Weil viele der Schülerinnen und Schüler sich zwar brav in die Videokonferenzen eingeloggt hatten, aber bei Fragen stumm blieben, hatte ich es mir angewöhnt, sie zu Stundenbeginn einzeln zu begrüßen, kombiniert mit einer offenen Fragestellung. Alle kommen einmal zu Wort und werden wahrgenommen. Funktioniert auch prima im Präsenzunterricht beispielsweise bei der Überprüfung der Hausaufgaben.

Seitdem versuche ich, mehr mit den Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.

In mancherlei Hinsicht war der Distanzunterricht erstaunlicherweise gar nicht so distanziert. Mein Postfach zumindest quoll über. Ich erkundigte mich regelmäßig bei allen nach dem Befinden und den Aufgaben. Ich tippte mir die Finger wund. Als Dank dafür war ich mit keiner meiner Klassen so eng verbunden wie mit denen, die mit mir gemeinsam in die Pandemie geschliddert sind. Seitdem versuche ich, mehr mit den Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Und bin mir seit dem Homeschooling sicher: Solch „verquatschte Minuten“ sind häufig wertvoller als eine neue Regel kurz vor dem Pausenklingeln.

Erkenntnisse aus dem Fernunterricht

Zu Beginn des Fernunterrichts war ich der irrigen Meinung, ich müsste am Ende der Woche von allen Schülerinnen und Schülern alle Ergebnisse einfordern und kontrollieren. Ich hielt es zwei Wochen durch. Danach ließ ich mir am Ende der Woche von genau einer Lerngruppe die Bearbeitungen schicken und sammle seitdem im Präsenzunterricht ebenfalls einzelne Ergebnisse ein. Bei einer Klasse pro Woche. Diesen Umfang kann ich zeitlich gut meistern und es hilft mir, den Lernfortschritt einzuschätzen.

Schon vor Corona hatten wir an unserer Schule eine Kommunikationsplattform. Ich habe sie bis zum Frühjahr 2020 genau ein Mal genutzt, und zwar, um Übungsmaterial für eine Arbeit bereitzustellen. Was brauchte ich eine virtuelle Plattform, da ich die Kinder und Jugendlichen mehrmals pro Woche im realen Klassenzimmer sah? Mit Beginn des Distanzunterrichts nutzte ich die Plattform notgedrungen täglich. Sie war hilfreich, ich ihrer jedoch nach mehreren Monaten ausschließlicher Arbeit am Computer überdrüssig.

Ich muss nicht alles im Unterricht verteilen, was die Kinder und Jugendlichen zu Hause bearbeiten sollen.

„Echtes Papier!“ freute ich mich, als ich in meiner ersten Stunde nach dem Fernunterricht Arbeitsblätter verteilte. Ich kopierte, was das Zeug hielt: Musterlösungen, freiwillige Aufgaben, ... die Schülerinnen und Schüler bastelten, was das Zeug hielt: Papierflieger. Da erkannte ich: Ich muss nicht alles im Unterricht verteilen, was die Kinder und Jugendlichen zu Hause bearbeiten sollen. Zusätzliches Übungsmaterial ist im digitalen Klassenordner sehr gut aufgehoben. Spart Papier und erreicht genau die, die es haben möchten.

Immer, wenn mich im hektischen Schulalltag die Sehnsucht nach Fernlehre übermannt, hilft mir nun eins: Das, was ich vermisse, in den Präsenzunterricht zu integrieren. Nur das Problem mit dem weiten Schulweg habe ich bisher nicht lösen können. Ob vielleicht erneutes Homeschooling …? Nein!