Am Haupteingang der katholischen Universität Perus (PUCP) stehen die Studenten Schlange, um auf den weitläufigen Campus in Lima zu kommen. Es ist kurz vor acht Uhr morgens, die ersten Vorlesungen stehen an und bei den Wartenden an den Sicherheitsschleusen herrscht gute Stimmung. Wer hier studieren kann, hat ausgesorgt, denn die Universität ist die beste Perus. Doch Salomón Lerner, ehemaliger Rektor der PUCP und Präsident des Instituts für Demokratie und Menschenrechte, ist gar nicht so glücklich mit dem internationalen Standing der PUCP und den Leistungen der Studenten.
„Peru wird zu wenig geforscht und wir haben das Problem, dass wir viele Studenten erst fit für das Studium machen müssen.“ (Salomón Lerner)
„Wir sind im internationalen Ranking abgefallen und haben auch in Lateinamerika an Boden verloren. In Peru wird zu wenig geforscht und wir haben das Problem, dass wir viele Studenten erst fit für das Studium machen müssen“, stöhnt Lerner. Defizite bei den Grundlagen, aber auch bei den Kenntnissen der eigenen Geschichte moniert der ehemalige Leiter der Wahrheitskommission. Die legte ihren Bericht über die Menschenrechtsverletzungen des blutigen Bürgerkrieges (1980-2000) zwischen Regierung und den beiden linken Guerillaorganisationen des Leuchtenden Pfades und der MRTA (Moviemiento Revolucionario Túpac Amaru) im August 2003 vor. Doch darüber, aber auch über die extrem ungleiche Verteilung des Reichtums innerhalb der peruanischen Gesellschaft wissen viele Studenten kaum etwas, wenn sie auf den Campus der PUCP kommen, kritisiert Lerner. „Eine Folge der miesen Ausstattung und Ausbildung an den öffentlichen Schulen“.
„Dass unsere Lehrer extrem mies bezahlt werden, wird unter den Teppich gekehrt.“ (Salomón Lerner)
Das belegen auch die offiziellen Zahlen. Anders als in den Nachbarländern Bolivien oder Brasilien, wo 6,5 Prozent beziehungsweise 6,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in die Bildung investiert werden, sind es in Peru nur 3,7 Prozent. Das ist ein zentraler Grund, weshalb Peru bei den regionalen Vergleichstests des Bildungsniveaus der Schülerinnen und Schüler seit Jahren den vorletzten Platz vor Haiti einnimmt. Zum schlechten Standing des Bildungssystems hat aber auch ein anderer Faktor maßgeblich beigetragen – die Stigmatisierung der Lehrerinnen und Lehrer, sagt Lerner. „Wer Lehrer wird, konnte in anderen Studiengängen nicht landen, heißt es oft in Peru. Dass unsere Lehrer extrem mies bezahlt werden, wird dabei genauso unter den Teppich gekehrt wie die Tatsache, dass zu wenig in ihre Ausbildung investiert wird und dass sie als faul und rebellisch gelten“, kritisiert Lerner.