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Schließung von Kitas und Schulen

Hart, aber richtig

Wegen zu hoher Corona-Infektionszahlen sollen Kitas und Schulen in Deutschland bis zum 10. Januar geschlossen werden. Doch dass sich die Corona-Lage danach entspannt, ist unsicher. Wie es jetzt weiter gehen kann.

Wegen zu hoher Corona-Infektionszahlen sind Kitas und Schulen in Deutschland bis zum 10. Januar wieder geschlossen. Foto: StockSnap.io

„Die Länder müssen sich vorwerfen lassen, zu lange am Präsenzunterricht festgehalten zu haben, ohne ausreichend für den notwendigen Gesundheits- und Infektionsschutz an Schulen und Kitas gesorgt zu haben. Dennoch müssen wir jetzt nach vorne schauen und Lösungen finden“, sagte GEW-Chefin Marlis Tepe am Sonntag in Frankfurt a.M. Die Einrichtungen zu schließen, sei für die Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern, aber auch für all die engagierten pädagogischen Fachkräfte und Lehrkräfte höchst bedauerlich.

Flächendeckender Wechselunterricht hätte Schulschließungen verhindern können

„Wir haben wiederholt angemahnt, den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und der Leopoldina zu folgen und flächendeckend auf Wechselunterricht umzustellen, um Schulschließungen zu verhindern,“ hatte Tepe noch kurz vor den Beratungen von Bund und Ländern gesagt. Mit den nun beschlossenen Schul- und Kitaschließungen werde das Recht auf Bildung eingeschränkt, erklärte Tepe. Die Entscheidung Schulen und Kitas zu schließen sei zwar hart, aber richtig.

Der Zeitraum der Kita- und Schulschließungen überschneidet sich größtenteils mit den Weihnachtsferien. Spätestens am kommenden Wochenende wäre mit Schule oder Präsenzunterricht sowieso fast überall in Deutschland vorerst Schluss. In den meisten Ländern beginnen dann die Ferien, in anderen war die Präsenzpflicht für die letzten Tage bis Weihnachten bereits aufgehoben oder generell auf Distanz- oder Wechselunterricht umgestellt worden. Auch für die Tage bis zum 10. Januar hatten Länder, deren Weihnachtsferien bereits früher enden, Distanzunterricht angekündigt.

Das nun mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vereinbarte Vorgehen bei Schulen und Kitas wird in den Ländern unterschiedlich umgesetzt. So schließt Sachsen bereits an diesem Montag alle Schulen und Kitas. Bayern folgt am Mittwoch. Es soll eine Notbetreuung geben. Nordrhein-Westfalen wählt einen anderen Weg: Das bevölkerungsreichste Bundesland schließt Schulen und Kitas zwar nicht, setzt aber die Präsenzpflicht ab Montag aus und bittet Eltern, ihre Kinder möglichst nicht zu bringen.

Für Schulen und Kitas sind die Bundesländer grundsätzlich selbst zuständig. Bei den regelmäßigen Beratungen mit Merkel werden daher immer nur grundsätzliche Vereinbarungen getroffen. Konkret und oft auch unterschiedlich umgesetzt werden sie dann über die jeweiligen Verordnungen der Länder.

Für die Kitas verlangt die GEW, die individuellen Gefährdungsbeurteilungen nach Arbeitsschutzgesetz umzusetzen. Jede Kita braucht passgenaue und wirksame Hygienepläne. „Die Regelungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) für Kitas zum Infektionsschutz sind zu beachten und umzusetzen. Weiter müssten alle Kitaträger Betriebsmediziner einsetzen, diese sollten die Risikogruppen bei den Beschäftigten beraten und im Einzelfall von der Arbeit in der Kita freistellen“, sagte GEW-Chefin Marlis Tepe. Sie regte zudem an, freiwillige, kostenfreie Coronatests sowie eine Grippeschutzimpfung für die Beschäftigten anzubieten.

  • Freiwillige, kostenfreie Coronatests sowie eine Grippeschutzimpfung für die Beschäftigten
  • Passgenaue und wirksame Hygienepläne für jede Kita
  • Umsetzung der Empfehlungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) an Kitas
  • Risikogruppen von Betriebsmedizinern beraten lassen und im Einzelfall von der Arbeit an der Kita freistellen

Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.

„Alle brauchen eine Perspektive über den 10. Januar hinaus.“ (Marlis Tepe)

Die GEW schaut schon auf die Zeit nach den Weihnachtsferien und fordert Pläne, wie es nach den Schließungen weitergeht. Es erscheint derzeit unwahrscheinlich, dass sich die Corona-Lage bis zum 10. Januar wesentlich entspannt. Kultusministerien und Schulämter müssten nun sofort gemeinsam mit Schulleitungen, Lehrkräften und Bildungsgewerkschaften Szenarien für die Zeit nach den Weihnachtsferien vorbereiten, forderte Tepe. „Die Schulen müssen Freiräume bekommen, weiter Konzepte für Wechsel- und Fernunterricht zu erarbeiten. Alle brauchen eine Perspektive über den 10. Januar hinaus.“

Es müsse vor allem sichergestellt werden, den Kontakt mit allen Schülerinnen und Schülern sowie den Eltern in den Kitas aufrecht zu erhalten und diesen insbesondere zu ohnehin benachteiligten Gruppen nicht zu verlieren. Die politischen Versäumnisse des Sommers und des Herbstes dürften Schulen, Lehrkräfte, Eltern sowie Kita-Kinder, Schülerinnen und Schüler nicht weiter belasten. „Wir bieten die Zusammenarbeit bei der Suche nach Lösungen an“, sagte Tepe.

„Viele Schulen arbeiten bereits jetzt am Limit. Deshalb müssten sich die Kultusministerien von ihrer Fixierung auf Prüfungen und Tests sowie dem Festhalten an Stoffplänen lösen. Für Abschlussklassen müssen die Anforderungen neu definiert werden. Der Druck, der auf den Schülerinnen und Schülern, aber auch den Lehrkräften lastet, muss reduziert werden“, sagte die GEW-Chefin. „Zudem müssen endlich die Voraussetzungen geschaffen werden, damit digitales Fernlernen besser klappen kann und Kinder aus armen Familien nicht noch weiter abgehängt werden.“ Dazu gehöre beispielsweise, die digitale Infrastruktur der Schulen zu verbessern, IT-Administratoren einzustellen sowie die Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte auszuweiten und passgenauer zu gestalten. „Wir wissen, dass das für die Zeit nach dem 10. Januar noch lange nicht garantiert ist“, sagte Tepe.
 

Die Richtschnur für die Maßnahmen in der Schule sollen nach Ansicht der GEW die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts sein. Dafür schlägt die GEW ein Fünf-Punkte-Programm vor:

5-Punkte-Programm zum Gesundheitsschutz an Schulen
Ab der 5. Klasse muss das gesellschaftliche Abstandsgebot von 1,5 Metern gelten. Dafür müssen Klassen geteilt und zusätzliche Räume beispielsweise in Jugendherbergen gemietet werden.
Um die Schulräume regelmäßig zu lüften, gilt das Lüftungskonzept des Umweltbundesamtes. Können die Vorgaben nicht umgesetzt werden, müssen sofort entsprechende Filteranlagen eingebaut werden.
Die Anschaffung digitaler Endgeräte für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler muss endlich beschleunigt werden. Flächendeckend müssen eine datenschutzkonforme digitale Infrastruktur geschaffen und IT-Systemadministratoren eingestellt werden. Zudem müssen die Länder Sofortmaßnahmen zur digitalen Fortbildung der Lehrkräfte anbieten.
Für die Arbeitsplätze in den Schulen müssen Gefährdungsanalysen erstellt werden, um Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler besser zu schützen.
Transparenz schaffen: Kultusministerien und Kultusministerkonferenz müssen zügig ihre Planungen umsetzen, wöchentlich Statistiken auf Bundes-, Landes- und Schulebene über die Zahl der infizierten sowie der in Quarantäne geschickten Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler zu veröffentlichen. „Wir brauchen eine realistische Datenbasis, um vor Ort über konkrete Maßnahme zu entscheiden“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. 

Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.