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25. GEW-Fachtagung

Gutes Gelingen im Auslandsschuldienst

Das Ende der Ampelregierung betrifft das Auslandsschulwesen doppelt: Einerseits hinsichtlich der Unwägbarkeiten des Haushaltsplans, andererseits hinsichtlich des neuen „Masterplans für Auslands- und Partnerschulen“.

AGAL-Fachtagung im November 2024 in Bovenden: Teilnehmer*innen (von links nach rechts: Thomas Lothar (VdLiA), Oliver Bientzle (Auswärtiges Amt), Friederike Gribkowsky (WDA), Rainer Manderla (Moderation), Jens Bolhöfer (BLASchA), Peter Dicke (ZfA), Dominik Pyka (AGAL)) (Foto: Carmen Ludwig)

Das Ende der Ampelregierung betrifft das Auslandsschulwesen in doppelter Weise. Einerseits hinsichtlich der Unwägbarkeiten des Haushaltsplans, an dem die Koalition scheiterte, andererseits möglicherweise hinsichtlich des neuen „Masterplans für Auslands- und Partnerschulen“. Dies wurde deutlich auf der 25. GEW-Fachtagung zur deutschen schulischen Arbeit im Ausland, die kurz nach dem „Aus“ der Ampel im November in Bovenden stattfand.

Mehr Kürzungen: Der aktuelle Haushalt

Oliver Bientzle vom Auswärtigen Amt (AA) wies darauf hin, dass die Auslandsschularbeit bei den Haushaltsplanungen 2025 im Vergleich noch relativ gut davon gekommen sei: Die Ausgaben für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik seien insgesamt nur um 6 Prozent, die der Auslandsschulen sogar nur um 2,5 Prozent gekürzt worden, während das AA insgesamt Kürzungen um 12 Prozent habe hinnehmen müssen. 

Peter Dicke von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) betonte den Kostendruck durch die gestiegenen Personalkosten, die 3/4 des Schulfonds ausmachten. Vermittelte Lehrkräfte seien wesentlicher Kostenbestandteil des Auslandsschulwesens. Er appellierte an deren Sensibilität und besondere Verantwortung gegenüber den Schulträgern, da pädagogische Wünsche und ihre wirtschaftliche Umsetzung in einem komplexen Spannungsverhältnis stünden. Der Gewerkschaft käme dabei eine Vermittlungsaufgabe zu - was weder alle Teilnehmer*innen der Podiumsdiskussion noch das Publikum so sahen. 

Die weiteren Auswirkungen der angespannten Haushaltslage wurden erörtert. Konkret ging es etwa um die weitere Streichung der Mittel für die Vorbereitungslehrgänge, die Schulentwicklungsberatung und die Fortbildungsstipendien für Ortskräfte an den nationalen Sprachdiplomschulen. Thomas Lother vom Verband deutscher Lehrkräfte im Ausland (VdLiA) fragte kritisch nach, was die Reduzierung der „freiwilligen Förderung“ des Bundes für die Auslandsschulen konkret bedeuten werde.

Mehr Steuerung: Der Masterplan

Auch der „Masterplan“, der ggf. noch im Dezember im Kabinett verabschiedet werden sollte, enthält aus Sicht der AGAL eine Reihe von Zumutungen. Laut Oliver Bientzle hat der Masterplan das Ziel, das weltweite Netzwerk wettbewerbs- und zukunftsfähig zu machen und die beiden Säulen Auslandsschulen und Partnerschulen enger miteinander zu verzahnen. Es werde hiermit auf veränderte Rahmenbedingungen und Haushaltszwänge reagiert mit dem Ziel einer stärkeren Steuerung. Man brauche mehr Flexibilität und wolle die Wirtschaft mehr einbeziehen. Man überprüfe auch die notwendige Zahl von ADLK. 

Hinzu käme, dass aufgrund politischen Interesses neue Schulen etwa in Astana oder Tel Aviv ins Auge gefasst würden. Es gehe nicht um Schulschließungen, sondern um Prioritätensetzungen. Das Netz der Auslands- und Partnerschulen werde daraufhin überprüft, ob es den heutigen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schwerpunkten und Prioritäten entspricht. Friederike Gribkowsky vom Weltverband der Auslandsschulen verwies auf die historische Gewachsenheit der Auslandsschulen und mahnte eine stabile Förderung an, die Voraussetzung für jede pädagogische Arbeit sei.

Mehr Mitwirkung: Die Lehrkräftebeiräte

Der dritte Schwerpunkt der Diskussion betraf einen Kernpunkt der Aktivitäten der AGAL in den letzten Jahren: die Mitbestimmung an den Auslandsschulen. Die GEW hat dazu ihre Vorstellungen zu einer wirksamen Personalvertretung vorgelegt. Dominik Pyka begründete sie noch einmal mit dem Hinweis auf §8 Auslandsschulgesetz (ASchG), das eine „Beteiligung der Lehrer am Schulleben“ vorsehe. 

Während Oliver Bientzle ermittelt hatte, dass 86 Prozent der Schulen einen Lehrkräftebeirat hätten, er eine demokratische Teilhabe für zwingend notwendig hielte und konkrete gelingende Beispiele dafür erwähnte, stellte Peter Dicke für die ZfA fest, dass Beteiligung zwar selbstverständlich sei, aber „die Entscheidungen nicht abhängig gemacht werden (können) von der Zustimmung des Beirats“. Es würde gegen nationale Gesetze der Gastländer verstoßen, einen verpflichtenden Lehrkräftebeirat für vermittelte Lehrkräfte mit weiten, verbindlichen Mitbestimmungsrechten verpflichtend vorzugeben. Dies würde auch einen unzulässigen Eingriff in die geschützte Privatautonomie der Schulträger bedeuten.

Die Diskussion darüber wurde auch aus dem Publikum heraus sehr kontrovers geführt: Die Lehrkräftebeiräte seien oft nicht mehr als Organisatoren von Kollegiumsfeiern. Wenn die Beiräte nur auf dem Papier vorhanden seien und nur schmückendes Beiwerk, dann entspreche das nicht dem demokratischen Anspruch, der auch von der Bundesregierung immer für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik betont werde.

Reihe von Forderungen

Kolleg*innen formulierten eine Reihe von Forderungen, die eine Weiterentwicklung der Beiräte in Richtung Mitbestimmung bedeuten würden: Bei der Evaluation der Auslandsschulen und den Bund-Länder-Inspektionen (BLI) müsse Umfang und Art der Beteiligung abgefragt werden. Nicht nur Schulleitungen, sondern auch Beiräte sollten einen jährlichen Tätigkeitsbericht vorlegen und eine qualitative Analyse der Beirätearbeit sei von Nöten. 

Friederike Gribkowsky erwähnte Beispiele, wo Beiräte auch in der Schulkonferenz vertreten seien. Dominik Pyka brachte noch einmal eine andere Forderung der GEW ins Gespräch, nämlich eine Ombudsstelle für die Probleme der Auslandskolleg*innen einzurichten. Er betonte abschließend, dass funktionierende demokratische Strukturen auch Ausstrahlungen auf die einheimischen Beschäftigten und das Ansehen der jeweiligen Schule hätten.