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Griechenland: Kein Licht am Ende des Tunnels

Die Stimmung war nicht gut beim Kongress der griechischen Sekundarschulgewerkschaft OLME in Athen. Die Regierung hat neue Sparprogramme angekündigt. Tausende Lehrerinnen und Lehrer rechnen jetzt mit ihrer Kündigung.

Fotos: Manfred Brinkmann

Die Folgen der Finanzkrise und die Politik der Troika standen im Mittelpunkt der Debatten beim Kongress der griechischen Sekundarschullehrergewerkschaft OLME, der vom 30. Juni bis 3. Juli 2013 in Athen stattfand. Rund 220 Delegierte aus Griechenland und fünfzehn internationale Gäste nahmen daran teil. Das griechische Bildungswesen und seine Beschäftigten gehören zu den Hauptleidtragenden der Krise. Die Lehrergehälter wurden um bis zu vierzig Prozent gekürzt. Heute beträgt das Eingangsgehalt eines Lehrers nur noch 629 Euro gegenüber 1.050 Euro vor Beginn der Krise.

Immer weniger Lehrer in Griechenland

Die Zahl der Lehrkräfte an öffentlichen Grund- und Sekundarschulen ist erheblich gesunken. Den 24.000 Lehrkräften, die in den vergangenen drei Jahren in den Ruhestand gegangen sind, stehen lediglich 3.500 neu eingestellte Lehrkräfte gegenüber. Die Regierung hat unter dem Druck der Troika zudem jetzt die Entlassung tausender öffentlich Beschäftigter angekündigt, was erneut vor allem Lehrerinnen und Lehrer betreffen wird. Dagegen hatte OLME gemeinsam mit anderen Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes am Tag vor dem Kongress zu einer Protestdemonstration nach Athen aufgerufen. Die Lehrergewerkschaft hatte in der Vergangenheit immer wieder zu Streiks und Protesten gegen die Sparpolitik der Regierung mobilisiert.

Mitte Mai hatte die Regierung einen geplanten Streik der OLME, der sich gegen die Zusammenlegung von Schulen, größere Schülerzahlen pro Klasse und eine Erhöhung der wöchentliche Unterrichtsstunden richtete, verboten und streikenden Lehrkräften mit Entlassung und Gefängnis gedroht. Daraufhin hatte der Vorstand von OLME den Streik abgesagt, was während des Kongresses von einigen Delegierten heftig kritisiert wurde. Die Redebeiträge beim OLME Kongress waren vielfach hitzig und lautstark, was nicht nur mit der Krise zu tun hat, sondern auch damit, dass die Delegierten und Vorstandsmitglieder nach Parteilisten gewählt werden. So finden sich im Vorstand der OLME sowohl Mitglieder der Regierungsparteien Nea Dimokratia und PASOK, wie auch des oppositionellen Linksbündnisses SYRIZA, der Kommunisten und der außerparlamentarischen Linken.

Internationale Solidarität gegen Sparpolitik

Auf Empörung stieß bei den Delegierten die Schließung des staatlichen griechischen Rundfunk- und Fernsehsenders ERT und die Entlassung der über 2.000 Beschäftigten. Mit einer Delegation zum Sender bekundeten die Delegierten des OLME Kongresses ihre Solidarität mit den Entlassenen. Großes Interesse fanden die Grußbotschaften der Vertreter von Lehrer- und Bildungsgewerkschaften aus zehn Ländern. Die längste Anreise hatte der Präsident der australischen Bildungsgewerkschaft (AEU) Angelo Gavrielatos, dessen Eltern in den fünfziger Jahren aus Griechenland nach Australien ausgewandert waren. Er kritisierte die neoliberale Sparpolitik der griechischen Regierung auf Kosten der Bildung und bekräftigte die Solidarität seiner Gewerkschaft mit den Lehrkräften in Griechenland.

Parallelen in der historischen Entwicklung seit dem Ende der Militärdiktaturen in Griechenland und in Argentinien beschrieb der Generalsekretär der argentinischen Lehrergewerkschaft SUTEBA, Roberto Baradel. Mit Applaus wurde die Grußbotschaft der GEW Vorsitzenden Marlis Tepe bedacht, die vom GEW Referenten für Internationales, Manfred Brinkmann, vorgetragen wurde. Darin kritisierte die GEW Vorsitzende die Sparpolitik in Europa als ökonomisch und sozial schädlich und sprach sich für die Rücknahme der Troika-Programme und die Annullierung des Fiskalpakts aus.

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