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‘Global Campaign for Education’ in Berlin

Mitte Oktober trafen sich VertreterInnen der Nordkoalition der ‚Global Campaign for Education‘ aus Europa und Nordamerika in Berlin. Das Treffen stand im Glanz der Friedensnobelpreisnominierung für deren Mitgründer und ersten Vorsitzenden Kailash Satyarthi.

Fotos: Babara Geier, ActionAid, Hivos, GCE

Bildung als Menschenrecht, das Recht von Mädchen und Jungen auf ungehinderten und kostenfreien Zugang zu Bildung ist die große Klammer, die die Bildungsinternationale (BI) als weltweite Vertreterin von rund 400 Bildungsgewerkschaften und bildungsorientierte Nichtregierungsorganisationen (NGO) miteinander verbindet. Vor zwölf Jahren haben Gewerkschaften und NGO daher gemeinsam die Global Campaign for Education (GCE) ins Leben gerufen, die heute in rund hundert Ländern aktiv ist. Die GEW ist Mitglied der deutschen Koalition der Globalen Bildungskampagne.

Weltweite Lobby für Bildungsziele

Am 16. und 17. Oktober trafen sich in Berlin VertreterInnen von elf nationalen GCE-Koalitionen aus Europa und Nordamerika, um über die weitere Arbeit der Bildungskampagne zu beraten. Der hohe Stellenwert des Treffens wurde durch die Teilnahme von vier der 16 Vorstandsmitglieder der GCE unterstrichen (Kevin Roussel aus Capetown für Oxfam, David Archer aus London für ActionAid, Monique Fouilhoux aus Brüssel für die Bildungskampagne und Helle Gudmandsen aus Kopenhagen für die Nordkoalition, d.h. der Kampagnenbündnisse in Europa, USA und Kanada. Mehr als ein Jahrzehnt Kampagnen- und Lobbyarbeit für die Bildungsziele, die die UN in den bis 2015 zu erreichenden Millenniumsentwicklungszielen (MDG) festlegte, werden als ein mühsamer Weg mit dennoch Mut machenden Teilerfolgen gesehen.

 

GEW unterstützt Globale Bildungskampagne

Dies zeigt sich in einzelnen Ländern wie z.B. Großbritannien, wo rund zwei Drittel aller Schulen an der jährlichen Aktion 'Send my friend to school' teilnehmen, an Konsultationen der Kampagne im Entwicklungsministerium und nicht zuletzt dem Engagement des ehemaligen britischen Premierministers Gordon Brown, der heute Sonderbotschafter der UN für Bildung ist. Ähnlich in Dänemark, wo die Ministerpräsidentin an der zentralen Veranstaltung der Bildungskampagne teilnimmt, ebenso wie fast alle Schulen des Landes.
In Deutschland, wo sich neben der GEW zehn weitere Organisationen in der Globalen Bildungskampagne engagieren, beteiligten sich 2014 über 400 Schulen an den jährlichen Aktionswochen. Die Lobbyarbeit in Deutschland wird immer erfolgreicher, denn die Expertise der Kampagnenorganisationen wird sowohl bei der Mitarbeit in Bildungsgremien des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) als auch in parlamentarischen Anhörungen gefragt.

Post-2015-Agenda muss Bildungsziel enthalten

Ein bedeutender Wandel hat sich im Sprachgebrauch der UN vollzogen; so wird von Qualität der Bildung und dem Recht jedes Menschen auf Bildung gesprochen und nicht mehr von Humankapital (human capital) und Verwertbarkeit (employability). GCE steht vor vielen Aufgaben und Herausforderungen. Das Jahr 2015 markiert das Ende der Millenniumentwicklungsziele, aber ganz drängend alles, was unter dem Titel 'Post-2015-Agenda' läuft.

Es muss gesichert sein, dass Bildung ein eigenständiges Entwicklungsziel bleibt und nicht unter dem Dach 'Nachhaltige Entwicklung' bei Klima, Gesundheit, Ernährung oder anderen großen Themen eingeordnet wird. Wir werden uns die Abkürzungen BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) oder ESD (Education for sustainable development) einprägen müssen.

 

Privatisierung bedroht Qualität von Bildung

Sehr aufmerksam verfolgt die GCE, wie Bildung marktwirtschaftlich umworben wird. In der Mitgliedschaft gibt es sehr wohl unterschiedliche Positionen zwischen den Ländern des Nordens und Südens zu Privatisierung. Große internationale Bildungsmedienkonzerne wie Pearson laden z.B. Erziehungsminister weltweit zu einer Bildungskonferenz nach London im Januar 2015 ein. Bis zu diesem Zeitpunkt soll auch der Privatisierungsbericht der GCE fertiggestellt und veröffentlicht werden. Camilla Croso, die aus Sao Paulo zugeschaltete Präsidentin der GCE, forderte die TeilnehmerInnen der Nordkoalition auf, bis Ende November Positionen zu formulieren, die beim Welttreffen der GCE im Februar 2015 in Südafrika diskutiert werden sollen.

GEW ist gefordert

Beim Aufbau der nationalen Koalitionen der GCE in Osteuropa fällt nach Meinung der GCE-Vorsitzenden Monique Fouilhoux der GEW aufgrund ihrer guten Beziehungen zu den osteuropäischen Bildungsgewerkschaften eine besondere Rolle zu. National wird die GEW innerhalb der deutschen Koalition in noch höherem Maße gefordert werden. Die GCE wird ihren Focus zukünftig nicht mehr nur auf die Bildung in der südlichen Hemisphäre legen, sondern auch im Norden die jeweilige nationale Bildungssituation einbeziehen, d.h. wirklich global handeln. David Archer von ActionAid, der die GCE mitgegründet hatte, unterstrich immer wieder die Bedeutung der Kampagne als Bewegung, die das ganze Jahr über präsent sein müsse und nicht auf einen engen Kampagnenzeitraum begrenzt sein dürfe. Das Treffen brachte Klärung in vielen Detailfragen, aber auch viele Hausaufgaben für jede nationale Koalition.