Geplante Erhöhung der Studiengebühren gekippt
Seit dem 14. Oktober 2015 protestieren tausende Studierende in Südafrika in allen Teilen des Landes für gebührenfreie Bildung für alle, aber auch gegen die große Schere zwischen Arm und Reich, die Korruption und die hohe Arbeitslosigkeit im Land. Es ist der größte studentische Protest seit dem Ende der Apartheid. Die in der Mehrheit friedliche Studierendenbewegung kann einen ersten Erfolg verbuchen – die Regierung des African National Congress (ANC) um Präsident Jacob Zuma hat am 23. Oktober 2015 die geplante Erhöhung der Studiengebühren um 11,5% gekippt.
Lebenslange Schulden für das Studium
Wer in Südafrika studieren möchte und aus ärmeren Verhältnissen oder der Arbeiterschaft stammt, muss sich meist lebenslänglich verschulden, da die Studiengebühren gemessen am Durchschnittseinkommen sehr hoch sind. „Wir können es uns in Südafrika, einem Entwicklungsland, nicht erlauben, dass die Universitäten wie Unternehmen geführt werden und der Mehrheit das Recht verwehrt wird, das es ihnen erlaubt, der Armut zu entkommen“, so die Stellungnahme auf der Homepage der South African Democratic Teachers Union (SADTU) vom 20. Oktober 2015 zu der geplanten Erhöhung der Studiengebühren.
Auf dem Weg zu mehr Chancengleichheit in Südafrika ist Bildung ein entscheidender Faktor. Wird diese durch Studiengebühren jedoch nur noch wohlhabenden, oftmals weißen Studenten ermöglicht, führt sie zu noch mehr Ungleichheit und noch größeren wirtschaftlichen Unterschieden.
Solidaritätsbekundung der GEW
Die GEW unterstützt auch im Hinblick auf die erfolgreichen Studierendenproteste gegen Studiengebühren 2006 in Deutschland die legitimen Forderungen der Studierenden. Sie fordert, dass Bildung ein öffentliches Gut ist, das allen zugänglich ist, öffentlich finanziert wird und einen Beitrag zur Schaffung einer sozial gerechteren Gesellschaft leistet. Die GEW kritisiert den massiven Polizeieinsatz, die Kriminalisierung der Protestbewegung und die Inhaftierungen von Studentinnen und Studenten und fordert ihre Freilassung. Sie ruft die Universitätsleitungen und die Regierung in Südafrika dazu auf, die berechtigten Forderungen der Studierendenbewegung ernst zu nehmen und sich für eine Umsetzung einzusetzen. Ein GEW-Schreiben mit einer Solidaritätsadresse zur Unterstützung der protestierenden Studentinnen und Studenten wurde an den südafrikanischen Wissenschaftsminister und in Kopie an die drei südafrikanischen BI-Mitgliedsgewerkschaften SADTU, NAPTOSA und SAOU gesendet.