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GEW-Report zu Bundeswehr und Schule erschienen

Lange Zeit war die Anwesenheit der Bundeswehr an den Schulen kaum ein Thema für die Öffentlichkeit. Besuche von Wehrdienstberatern und Jugendoffizieren gibt es aber schon lange. In den vergangenen Jahren hat das Engagement der Bundeswehr in den Schulen allerdings zugenommen. Durch das Aussetzen der Wehrpflicht sind Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte stärker in den Fokus der Armee gerückt.

Erleichtert wird der Vormarsch der Bundeswehr an Schulen durch so genannte Kooperationsabkommen, die eine Reihe von Bundesländern mit den jeweiligen Wehrbereichskommandos abgeschlossen haben. Die Vereinbarungen regeln die Einbindung der Jugendoffiziere in den schulischen Unterricht sowie die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften. In der Folge werben Jugendoffiziere immer häufiger in Form von Vorträgen und Seminaren für die sicherheitspolitischen Ziele ihres Arbeitgebers.

Viele sind verunsichert

Viele Pädagogen, Schüler und Eltern sind verunsichert. Was dürfen die Ju­gendoffiziere und was nicht? Was sagt die Friedensbewegung zum Unterrichts­einsatz der Offiziere? Wie sieht Friedensbildung in der Schule aus? Der GEW-Report „Einsatzgebiet Klassenzimmer – Bundeswehr und Schule“ beschreibt, wie Jugendoffiziere der Bundeswehr für die sicherheitspolitischen Ziele ihres Arbeitgebers werben, wie bei Schülerinnen und Schülern Interesse für die Bundeswehr geweckt wird. Aber auch, was Schulleitungen, Lehrkräfte und Eltern tun können, wenn sie keine Auftritte der Bundeswehr in ihren Einrichtungen wünschen.

Aus dem Inhalt – Beispiele:

Eine deutsche Fußballnationalspielerin wirbt im Rahmen eines Fußballwettbewerbs für Schülermannschaften für die Bundeswehr, in der sie als Sportsoldatin dient. Beispiel dafür, dass die Bundeswehr auf Plakaten in Bussen, Straßenbahnen, S- und U-Bahnen, verstärkt mit Anzeigen in Zeitungen und über Kinospots Nachwuchs für den Dienst an der Waffe sucht.
In einer Bundeswehrkaserne in Bayern gibt es am Tag der Offenen Tür für Kinder und Jugendliche eine besondere Attraktion: Über das Zielfernrohr können Minderjährige auf eine nachgebaute Stadt im Miniaturformat schießen. Ähnliche Vorfälle gab es auch in anderen Kasernen.
„Frieden & Sicherheit“ nennen sich die Unterrichtsmaterialien zur deutschen Sicherheitspolitik, die von der laut Eigendarstellung unabhängigen „Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung e.V.“ herausgegeben werden. Für Lehrkräfte werden Arbeitsblätter und Übungsmaterialien zu außen- und sicherheitspolitischen Themen für den Unterricht angeboten. Als „fachlicher Partner“ des für die Schulen kostenfreien Unterrichtsmaterials firmiert die Bundeswehr. Die Themenhefte favorisieren zur Lösung internationaler Konflikte militärische Optionen.
Staatliche Lehrerausbilder organisieren in Baden-Württemberg eine Fortbildungsveranstaltung für Lehramtsanwärter. Seminar-Ort ist eine Bundeswehrkaserne, als Referenten treten Jugendoffiziere der Bundeswehr auf. Offiziell geht es darum, Lehrkräfte über den Unterschied zwischen religiösen und religiös-fundamentalistischen Einstellungen zu informieren. Die Offiziere nutzen das Seminar in einem anderen Sinne: Die angehenden Pädagoginnen und Pädagogen sollen „praxisorientiert und authentisch“ die Armee „als Instrument zur Friedenssicherung“ verstehen lernen.

Aber es gibt auch andere Beispiele: In Berlin erklärt sich eine Schule zur „bundeswehrfreien Zone“. Die Initiative findet bundesweit Nachahmer. Die Schulen berufen sich dabei auf den „Beutelsbacher Konsens“, eine Übereinkunft von Pädagogen aus der Politischen Bildung aus dem Jahr 1976, in dem u. a. festgehalten wurde, dass Schülerinnen und Schüler im Unterricht politisch weder einseitig informiert noch indoktriniert werden dürfen.