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GEW kritisiert Schulgipfel

„Wir brauchen mehr Tempo und einen klaren Zeitplan“

In der Coronakrise hat der Schulgipfel in einem 7-Punkte-Katalog zur besseren digitalen Ausstattung von Schulen erneut viele Absichtserklärungen formuliert. Zu vage, urteilt die GEW.

Foto: Pixabay / CC0

Nach dem Kanzleramtstreffen zur Lage der Schulen in der Corona-Pandemie am Montag macht sich Enttäuschung breit. Während Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) den Schulgipfel als „wegweisend“ bezeichnete, kritisiert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Ergebnisse als ernüchternd.

„Das war ein Schulgipfel der Ankündigungen.“ (Marlis Tepe)

„Das war ein Schulgipfel der Ankündigungen. Die Geduld der Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern wird mit vagen Verabredungen auf die Probe gestellt. Wir brauchen mehr Tempo und einen klaren Zeitplan für die Umsetzung der Maßnahmen“, sagte Marlis Tepe, Vorsitzende der GEW, gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Der Teufel steckt im Detail, aber Details sind nicht veröffentlicht worden. Die föderale Struktur wirkt wie eine Finanzierungsblockade, Zuständigkeiten werden hin- und hergeschoben. Leidtragende sind die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte an den Schulen: Sie müssen auf die Umsetzung warten.“

Schulen besser digital ausstatten

Der Schulgipfel habe in einem 7-Punkte-Katalog zur besseren digitalen Ausstattung von Schulen mit Blick auf die Corona-Krise erneut viele Absichtserklärungen formuliert. „Gut, dass sie drüber gesprochen haben“, lautet das enttäuschte Fazit angesichts der großen Erwartungshaltung der Öffentlichkeit, dass die Schalter schnell umgelegt werden.

Kein besserer Fernunterricht als vor den Sommerferien

„Es wird dauern, bis es Verwaltungsvereinbarungen zwischen Bund, Ländern und Kommunen gibt, bis die Glasfasernetze, die Endgeräte für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler in der Realität vor Ort angekommen sind und eingesetzt werden können. Da ist zu befürchten, dass die Infektionszahlen schneller steigen und es zu Teilschließungen der Schulen kommen wird, ohne dass es besseren Fernunterricht als vor den Sommerferien geben kann“, betonte Tepe.

Positiv wertete sie, dass es eine Flatrate für die Schülerinnen und Schüler geben solle und der Bund Systemadministratoren ausbilden und mitfinanzieren wolle. „Ob aber die bereitgestellten 500 Millionen Euro für die Systemadministratoren ausreichen, ist höchst unsicher“, sagte Tepe. „Nach bisheriger Lesart verlangt diese Geldspritze eine Änderung des Grundgesetzes. Das Kooperationsverbot muss endlich aufgehoben, damit der Bildungsbereich endlich den Anforderungen entsprechend finanziell ausgestattet werden kann.“

Hintergrund: Karliczek hatte am Montagabend bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), SPD-Chefin Saskia Esken und den Kultusministern der Länder über weitere Schritte zur Digitalisierung der Schulen beraten. Dabei verabredeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, bereits geplante Vorhaben zur Lehrerfortbildung, zur Beschäftigung von Technikern an den Schulen, zur Anschaffung von Dienstgeräten und zum Anschluss der Schulen an schnelles Internet voranzutreiben.

Vor den Gesprächen hatten Bildungsgewerkschaften und Bundeselternrat konkrete Schritte gefordert, um die Schulen in der Coronakrise zu unterstützen. Es brauche transparente Standards auf Bundesebene.