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Weltalphabetisierungstag

GEW kritisiert mangelnde Verbesserung der Grundbildung

Fünf Jahre nach Auftakt der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung vermisst die GEW nach wie vor den versprochenen Auf- und Ausbau „nachhaltiger Strukturen“.

Mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland können nicht ausreichend lesen und schreiben und sind damit von einer Teilhabe an der Gesellschaft weitgehend ausgeschlossen. Die Hälfte davon ist zugewandert, sie verfügt nicht über die Grundkompetenzen in Deutsch, aber in der jeweiligen Herkunftssprache. (Foto: pixabay/blickpixel)

Anlässlich der Halbzeit der sogenannten Alpha-Dekade kritisiert die GEW, die Politik habe das Versprechen eines Auf- und Ausbaus „nachhaltiger Strukturen“ nicht eingelöst. Zwar hätten etliche Bundesländer Grundbildungszentren und ähnliche Einrichtungen gestärkt oder neu aufgebaut. „Das geschieht jedoch überwiegend in Gestalt befristeter Projekte“, sagte Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung, mit Blick auf den Weltalphabetisierungstag am heutigen Mittwoch. 

Nach wie vor arbeiteten die meisten Einrichtungen der Weiterbildung zudem fast ausschließlich mit Honorarkräften, deren Beschäftigungsbedingungen meist prekär seien, und befristeten Projektstellen. „Wir brauchen aber Dauerstellen für Daueraufgaben - auch und insbesondere in der Grundbildung“, forderte Becker. 

„Bis heute wird sich zu wenig um die Menschen gekümmert, die Schwierigkeiten haben, beruflich und gesellschaftlich Fuß zu fassen.“ (Ralf Becker)

Die Unesco hatte den Weltalphabetisierungstag 1966 ins Leben gerufen. Seitdem wird jedes Jahr am 8. September mit Aktionen und Veranstaltungen auf die Verbreitung von Lese- und Schreibkompetenzen aufmerksam gemacht. Die Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung läuft von 2016 bis 2026.

In Deutschand haben 6,2 Millionen Erwachsene Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben. „Bis heute wird sich zu wenig um die Menschen gekümmert, die Schwierigkeiten haben, beruflich und gesellschaftlich Fuß zu fassen“, sagte Becker. Schon vor der Coronakrise hätten jährlich mehr als 50.000 junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen. Diese Zahl werde pandemiebedingt vermutlich noch steigen. Lesen und Schreiben sichere jedoch gesellschaftliche Teilhabe und sei für ein selbstbestimmtes Leben unerlässlich.

Forderungen der GEW

Die Bildungsgewerkschaft verlangt, dass in der Alpha-Dekade drei Aspekte umgesetzt werden, um die Grundbildung zu stärken:

  • ein Rechtsanspruch auf Grundbildung mit verbindlichen und verlässlichen Strukturen
  • ein flächendeckendes, hochwertiges, kostenfreies und niederschwelliges Angebot mit personell gut ausgestatteten Grundbildungszentren
  • verbesserte Beschäftigungsverhältnisse in den Einrichtungen 

Im vergangenen Jahr veröffentlichte die GEW das von der Max-Traeger-Stiftung bei Prof. Michael Wrase vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung in Auftrag gegebene Gutachten „Das Recht auf Grundbildung und die Pflicht des Staates zur Sicherung des bildungsrechtlichen Existenzminimums“.