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PISA-Sonderauswertung „Globale Kompetenzen“

GEW fordert mehr interkulturelle Bildung in Schulen

Deutsche Jugendliche haben in der PISA-Studie „Globale Kompetenzen“ zwar überdurchschnittlich gut abgeschnitten - interessieren sich aber vergleichsweise wenig für andere Kulturen und globale Probleme. Die GEW mahnt, es bleibe viel zu tun.

Klimaschutz steht inzwischen auch im Schulunterricht auf der Agenda. (Foto: Pixabay / CC0)

Die 15-Jährigen in Deutschland sind im internationalen Vergleich überdurchschnittlich mehrsprachig, international vergleichsweise gut vernetzt und fühlen sich auch gut über globale Fragen wie Armut und Klimawandel informiert. Das geht aus einer Sonderauswertung der Pisa-Studie hervor, die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Donnerstag vorgelegt wurde.

Demnach gaben 86 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Deutschland an, dass sie zwei oder mehr Sprachen sprächen (OECD-Schnitt 68 Prozent). 61 Prozent sagten, dass sie in der Schule zwei oder mehr Fremdsprachen lernten (OECD-Schnitt 50 Prozent). 77 Prozent haben nach eigener Aussage in ihrem Freundeskreis Kontakte zu Menschen aus anderen Ländern (OECD-Schnitt 63 Prozent).

Allerdings zeigt die Befragung auch ein deutlich niedrigeres Interesse bei deutschen Schülerinnen und Schülern, etwas über andere Kulturen zu lernen. Zudem gibt es nur einen geringen Glauben daran, viel an globalen Problemen ändern zu können.

„Es darf nicht dabei bleiben, dass die Kenntnisse junger Menschen über globale Zusammenhänge von der Schulform oder dem Elternhaus abhängen.“ (Ilka Hoffmann)

Die GEW mahnt daher, Mehrsprachigkeit, kulturelle Vielfalt und Bildung für nachhaltige Entwicklung an allen Schulen stärker zu fördern. „Auch wenn die globalen Kompetenzen und Haltungen der Jugendlichen über dem OECD-Durchschnitt liegen, bleibt noch viel zu tun. Es darf nicht dabei bleiben, dass die Kenntnisse junger Menschen über globale Zusammenhänge von der Schulform oder dem Elternhaus abhängen. Diese Fragen gehen alle an. Deshalb müssen ökologische und soziale Zusammenhänge in jeder Schule mit hoher Qualität vermittelt werden“, sagte Ilka Hoffmann, GEW-Vorstandsmitglied Schule, am Donnerstag in Frankfurt am Main.

„Die Studie macht deutlich, dass die Jugendlichen in Deutschland viel guten Willen und viel Toleranz aus ihren Elternhäusern mitbringen, aber auch dass die Mehrsprachigkeit und die kulturellen Hintergründe der jungen Menschen mit Migrationshintergrund in den Schulen zu wenig gewürdigt und thematisiert werden.“

Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgabe in alle Fächer integrieren

Die GEW fordert, globale und interkulturelle Bildung müsse integraler Bestandteil des Unterrichts sein und nicht in ein einzelnes Fach Politik abgeschoben und nur theoretisch vermittelt werden. Die verschiedenen Herkunftskulturen junger Menschen müssten in den Schulen mehr Wertschätzung und Raum bekommen. Entsprechend müsse Mehrsprachigkeit als Recht aller Schülerinnen und Schüler anerkannt und gepflegt werden. Auch die Vermittlung eines Verständnisses für die Bedeutung von Nachhaltigkeit sollte als Querschnittaufgabe in alle Schulfächer integriert werden.

Datengrundlage für die Studie war die Auswertung von Fragebögen von rund 3.800 Schülerinnen und Schülern, die am Pisa-Test 2018 teilnahmen. Bei dem Schulleistungsvergleich durch die OECD werden neben den obligatorischen Tests in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften bei 15-Jährigen jeweils auch persönliche Daten und Einschätzungen abgefragt. So kommt es auch zwischen den Pisa-Ergebnissen, die alle drei Jahre vorgelegt werden, immer wieder zu Veröffentlichungen von Studien.