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Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme

„Wir brauchen eine Kita-Qualitätsoffensive!“

Der Anteil der nicht kindgerecht betreuten Kinder ist laut Ländermonitor mit 74 Prozent erschreckend hoch. „Diese Entwicklung müssen wir unbedingt stoppen!“, sagt der GEW-Kita-Experte Köhler.

Kita-Kinder brauchen eine gute Bindung zu den Bezugspersonen (Foto: GEW)

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat eine Qualitätsoffensive für die Kitas angemahnt. „Nach dem quantitativen Ausbau der Frühkindlichen Bildung muss jetzt ein Qualitätsschub folgen“, sagte Björn Köhler, GEW-Vorstandsmitglied Jugendhilfe und Sozialarbeit. Mit Blick auf den heute veröffentlichten Bildungsmonitor Frühkindliche Bildung der Bertelsmann Stiftung erklärte er weiter: „Der Fachkräftemangel in den Kitas führt zu Qualitätsverlusten des Angebots der Einrichtungen. Diese Entwicklung müssen wir unbedingt stoppen!“

„Es ist ein Skandal, dass die Chancen auf einen guten Einstieg ins Bildungssystem und damit auf Lebensperspektiven immer noch vom Wohnort der Kinder abhängen.“ (Björn Köhler)

Mit Veröffentlichung des Ländermonitors 2020 wird erneut deutlich: Bildungschancen hängen vom Wohnort ab. Zwar sind Bemühungen in den Bundesländern zu erkennen, die Fachkraft-Kind-Relationen zu verbessern, doch ist die Anzahl der nicht kindgerecht betreuten Kinder laut Ländermonitor mit 74 Prozent erschreckend hoch. „Es ist ein Skandal, dass die Chancen auf einen guten Einstieg ins Bildungssystem und damit auf Lebensperspektiven immer noch vom Wohnort der Kinder abhängen,“ kommentierte Köhler dieses Ergebnis.

Die Studie bestätigt, dass sich die Situation des Fachkräftemangels unmittelbar auf die Qualität auswirkt. Beziehungs- und Bildungsprozesse müssen viel zu oft in den Hintergrund treten und die Beschäftigten sind gezwungen, sich auf die Erfüllung der Aufsichtspflicht zu beschränken. Überlastung und Unzufriedenheit sind die Folge.

Die GEW wird deshalb nicht müde, darauf hinzuweisen, dass Bildungs- und Erziehungsprozesse eine gute Bindung und stabile Beziehung zu den Bezugspersonen voraussetzen. Diese zu entwickeln, benötigt nicht nur pädagogische Professionalität, sondern auch ausreichende Zeithorizonte, in denen ein Kind die ungeteilte Aufmerksamkeit der Fachkraft für sich beanspruchen kann. Hierbei ist die Fachkraft-Kind-Relation ein entscheidender Faktor. Die GEW fordert einen Betreuungsschlüssel von 1:3 im Alter von ein bis drei Jahren und von 1:8 im Alter von drei bis fünf Jahren.

„Das Gehalt für diese Berufsgruppe muss deutlich angehoben werden.“ (Björn Köhler)

Köhler warb zudem dafür, den Erzieherinnen-Beruf attraktiver zu gestalten, um mehr junge Menschen für die Arbeit in den Kitas zu gewinnen. „Das Gehalt für diese Berufsgruppe muss deutlich angehoben werden. Zudem müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden: kleinere Gruppen, mehr Zeit für die pädagogische Arbeit, zusätzliche Fachkräfte und eine höhere Freistellung für die Leitungskräfte. Zudem muss die Ausbildung endlich bezahlt werden. Es ist ein Unding, wenn angehende Erzieherinnen und Erzieher für ihre Ausbildung auch noch Geld mitbringen müssen“, betonte der GEW-Kita-Experte.

„Für die Finanzierung dieser Maßnahmen ist ein Schulterschluss von Bund, Ländern und Kommunen notwendig. Aber jeder Euro, der in die Frühkindliche Bildung investiert wird, bringt eine vielfache Rendite“, sagte Köhler.