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GEW-Diskussionspapier „Feministische Zeitpolitik“

Gesellschaftliche Zeitstrukturen umgestalten!

Die GEW will die Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit, die Bewertung professioneller Sorgearbeit und mehr Zeitsouveränität in einer neuen gewerkschaftlichen Zeitpolitik zusammenbringen. Dazu gehört das Thema 32-Stunden-Woche.

Frauen wenden weiter deutlich mehr Zeit für Care-Arbeit auf als Männer. (Foto: Pixabay / CC0)

In einem Diskussionspapier mit dem Titel „Feministische Zeitpolitik“ regt die GEW dazu an, den Begriff Arbeit radikal zu überdenken und gesellschaftliche Strukturen umzugestalten. Dabei geht es der Bildungsgewerkschaft insbesondere um eine geschlechtergerechtere Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit: Nach wir vor leisten Frauen jeden Tag knapp eineinhalb Stunden mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer. 

Vollzeit neu denken

Zu den insgesamt 18 jüngst vom Hauptvorstand beschlossenen Forderungen und Überlegungen gehören auch die Einführung einer neuen kurzen Vollzeit von 32 Wochenstunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich, eine Neuverteilung des Elterngeld- und Elternzeitanspruchs sowie eine Ablösung des Ehegattensplittings durch eine Individualbesteuerung. Zudem wird für eine Aufarbeitung der Folgen der Corona-Pandemie für die Themen Care, Geschlecht und Bildung plädiert.

Konkret mit Blick auf den Bildungsbereich fordert die GEW unter anderem eine bessere Bezahlung pädagogischer Berufe, bessere Arbeitszeitregelungen für Teilzeitkräfte, eine stärkere Qualitätssicherung von Bildung, den Ausbau von Ganztagsangeboten sowie die Erweiterung von Ausbildungskapazitäten, um gegen den Fachkräftemangel vorzugehen. 

Erweiterter Feminismusbegriff

Intern will die Bildungsgewerkschaft ihre Gender Checkliste stärker in die eigene Arbeit integrieren. Das Thema feministische Zeitpolitik soll nicht nur im Arbeitsbereich Frauen-, Gleichstellungs-, Geschlechterpolitik, sondern auch in der Tarif- und Beamtenpolitik beziehungsweise in allen Organisationsbereichen verankert werden.

In dem Diskussionspapier „Zeit zu leben, Zeit zu arbeiten – Zeit, die unbezahlte und die bezahlte Sorgearbeit in den Blick zu nehmen“ wird zudem Wert darauf gelegt, dass die formulierten Positionen einen Feminismusbegriff anwendeten, der nicht nur Frauen in den Blick nehme, sondern alle an der Gesellschaft Beteiligten einbeziehe und alle Menschen in ihrer Diversität wahrnehme.

Dazu heißt es: „Mit der Bezeichnung feministische Zeitpolitik wird dabei die Idee von einer Gesellschaft verbunden, in der alle Menschen frei von Stereotypen und Rollenzuschreibungen leben und sich entfalten können. Feministisch bedeutet nicht, dass sich das Papier auf Frauen bezieht, es ist vielmehr ein geschlechterübergreifendes Papier der gesamten Organisation GEW.“