Mädchen haben lange Haare, Jungen spielen Fußball, ganz so einseitig sind die Geschlechterzuschreibungen in Schulbüchern zum Glück nicht mehr. Doch auch wenn in manchen Abbildungen der Vater Kartoffeln schält, bestimmen nach wie vor Stereotype und Normen hinsichtlich Gender und Sexualität die Inhalte von Schulmaterialen. Sie prägen dabei nicht nur den Unterrichtsalltag, sondern vermitteln Kindern und Jugendlichen auch ein einseitiges Bild von Lebensformen und Geschlechteridentitäten.
Eine Studie im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung ging der Frage nach, welche Geschlechterkonstruktionen in aktuellen Schulbüchern zu finden sind und wie Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter* dargestellt werden. Es wurden Englisch-, Biologie- und Geschichtsbücher untersucht mit dem Ergebnis, dass Homosexualität nur stellenweise behandelt wird, meist als Ausnahme zur Normalität der Heterosexualität. Inter* und Trans* kommen in Schulbüchern fast gar nicht vor, ebenso wenig wie eine kritische Hinterfragung des Geschlecht als binäre Kategorie.
In der Welt der Englischbücher gibt es zum Beispiel weder lesbische noch schwule Menschen, auch geschlechtergerechte Sprache wird nicht genutzt. In Biologiebüchern sind Homo- und Bisexualität nicht immer thematisiert. Auch wird die Diskriminierung von Lesben und Schwulen so genannten „fremden“ Kulturen zugeschrieben oder als Relikt der Vergangenheit dargestellt. Dabei gehört „schwul“ zu den meist verbreiteten Schimpfwörtern an Schulen. Und Pubertät wird als die Zeit dargestellt, in der das Interesse für das „andere“ Geschlecht erwacht. Somit bleibt Heterosexualität also die weitgehend unhinterfragte Norm. Ein großes Potenzial wird hier verschenkt, denn je unkonventioneller und vielfältiger Kinder, Jugendliche und Familien in Schulbüchern dargestellt werden, desto offener können SchülerInnen und LehrerInnen den unterschiedlichen Lebensformen mit Wertschätzung begegnen und diese im Unterricht thematisieren. Das wirkt nicht zuletzt Diskriminierungen entgegen.