Eine gute Ganztagsschule braucht nach Ansicht von Expertinnen einen ausgewogenen, konzeptionellen Stundenplan. Wichtig sei, „dass sich die Art des Lernens im Laufe des Tages immer wieder ändert“, sagt Gertraud Hollegha, Schulsozialarbeiterin an der IGS Roderbruch in Hannover, im „E&W“-Interview. Matheunterricht stelle andere Anforderungen als eine AG. Im Unterricht müssten sich Schülerinnen und Schüler stärker auf Zielvorgaben fokussieren, in der AG können sie freier arbeiten. „Im Wechsel lernen sie besser.“ Leider scheitere ein solcher Stundenplan oft an den Rahmenbedingungen, ergänzt Petra Linnenbrink, didaktische Leiterin der Integrierten Gesamtschule (IGS) Büssingweg in Hannover. Beispielsweise fehle es an Sporthallen, Fachräumen und -Lehrkräften. „Manchmal haben wir dadurch Tage, an denen die Schülerinnen und Schüler nur Sport, Kunst, Musik, Arbeits- und Übungsstunden (A&Ü) haben; andere, an denen Mathe, Naturwissenschaften, Französisch nonstop anstehen.“
Linnenbrink zufolge brauchen Ganztagsschulen zudem dringend die Kompetenzen von zwei Professionen – die der Sozialarbeiterinnen und -arbeiter und die geschulter Beratungslehrkräfte. „Wir machen viel Beziehungsarbeit, die kann eine Lehrkraft so gar nicht leisten“, erklärte Hollegha. „Wenn es um Konflikte im sozialen Bereich geht, sehe ich mich schon als Profi, auch im Vergleich zum Beratungslehrer. Wir diskutieren oft: Wo ist ein Konflikt besser aufgehoben?“ Die Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und Sozialrabeiterinnen und -arbeitern sei durch die unterschiedlichen Arbeitszeiten jedoch kompliziert. „Die Lehrkräfte können erst nach Unterrichtsschluss um 15.30 Uhr, dann haben die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter schon fast Feierabend.“ Linnenbrink schlägt vor: „An Ganztagsschulen sollte es unbedingt bezahlte Stunden für Teamarbeit geben, gerade für multiprofessionelle Teams.“
Das Wortlautinterview von Anja Dilk ist ungekürzt in der Januarausgabe der „E&W“ nachzulesen.