Zum Inhalt springen

Musisch-kreative Bildung

Ganzheitliches Lernen mit allen Sinnen

Kulturelle Bildung ist ein Menschenrecht – und Kreativität eine Zukunftskompetenz.

Anja Bensinger-Stolze, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstan
Anja Bensinger-Stolze, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes der GEW, Organisationsbereich Schule (Foto: GEW)

Wenn die PISA-Ergebnisse in Deutsch und Mathematik wieder einmal schlecht ausfallen, werden die kreativ-musischen Fächer in der Schule fast reflexartig für diese Angebote geopfert. Jüngstes Beispiel dafür ist Bayern: Ende Februar dieses Jahres hat das Kabinett den Grundschülerinnen und -schülern jeweils eine Stunde mehr Deutsch und Mathematik verordnet. Das ging zu Lasten von Kunst, Musik, Werken und auch Englisch. Dabei gibt es seit über zehn Jahren viele Studien, die der kulturellen beziehungsweise musisch-ästhetischen Bildung eine ganze Reihe positiver Wirkungen attestieren. Diese sei persönlichkeitsbildend, erhöhe die soziale Kompetenz, verbessere die kognitiven Möglichkeiten und fördere nicht zuletzt die Kreativität. Kurz: ganzheitliches Lernen mit allen Sinnen!

Seit Jahren ist in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen in Artikel 31 das Recht der Kinder auf Kunst und Spiel verbrieft. Aus der Menschenrechtsperspektive gehören die Fächer der kulturellen Bildung also schlichtweg zur Grundversorgung. Diese ist aber – ähnlich wie der Bildungserfolg insgesamt – stark vom Elternhaus abhängig. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS), das am DIPF, Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, im März dieses Jahres veröffentlicht wurde.

Vielmehr brauchen wir eine umfassende Bildung, die musisch-ästhetische und kognitive Fähigkeiten zusammendenkt.

Der staatliche Bildungsauftrag muss umfassend sein. Deshalb gilt es, darauf zu achten, dass genügend Kunst- und Musiklehrkräfte ausgebildet werden. Befunde einer Studie des Bildungsforschers Klaus Klemm vom Juni dieses Jahres sind jedoch brisant: Bliebe die Zahl der Lehramtsabsolventinnen und -absolventen in Deutschland in den Fächern Musik und Kunst auf dem Niveau von 2021 und 2022, könne die entstehende Versorgungslücke in Musik nicht einmal zu einem Drittel, in Kunst nur zu rund 40 Prozent geschlossen werden.

Die Krisen dieser Welt bedürfen kreativer Prozesse und Lösungen. Dem ist allein mit Stoffhuberei in Kernfächern nicht beizukommen. Vielmehr brauchen wir eine umfassende Bildung, die musisch-ästhetische und kognitive Fähigkeiten zusammendenkt, als zwei Seiten einer Medaille begreift und allen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeiten eröffnet, sich allumfassend zu entwickeln.