Stellungnahme der GEW
Für eine Zukunft ohne Hass und Antisemitismus
Mit großer Besorgnis nimmt die GEW den wachsenden Antisemitismus in Deutschland wahr und fordert eine diskriminierungsfreie Bildung. Die Stellungnahme im Wortlaut.
Nie wieder ist jetzt: Für eine Zukunft ohne Hass und Antisemitismus, für eine gerechte und diskriminierungsfreie Bildung!
Stellungnahme der GEW
Beschluss des Geschäftsführenden Vorstands vom 09.01.2025
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) nimmt den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland mit großer Besorgnis wahr. Auch an Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen haben antisemitische Vorurteile und Diskriminierung zugenommen. Stigmatisierung, Beleidigung, Bedrohung und Gewalt gehören zum Alltag vieler jüdischer Schüler*innen und Studierenden in Deutschland. Als Gewerkschaft, die sich für demokratische Werte, Menschenrechte und eine diskriminierungsfreie Bildung einsetzt, verurteilen wir jede Form von Antisemitismus aufs Schärfste.
Antisemitismus – sei er offen, subtil oder strukturell – hat in Bildungseinrichtungen keinen Platz. Schulen und Hochschulen, Kindertageseinrichtungen und Weiterbildungseinrichtungen sind Orte der Vielfalt, des Dialogs und der Aufklärung. Sie tragen eine besondere Verantwortung, jungen Menschen demokratische Werte zu vermitteln und sie zu befähigen, Vorurteilen, Hass und Diskriminierung aktiv entgegenzutreten.
Prävention durch Bildung
Antisemitismus beginnt häufig mit Unwissenheit und Vorurteilen. Wir fordern eine stärkere Verankerung von Bildung über das Judentum, das jüdische Leben und die Geschichte des Antisemitismus, insbesondere der Shoah, in den Curricula sowie in Lehre, Unterricht und Erziehung. Fundierte Bildung hilft, Vorurteile abzubauen und Verschwörungserzählungen den Boden zu entziehen, sie sensibilisiert junge Menschen für die Folgen von Ausgrenzung und Hass.
Unterstützung von Lehrkräften, Dozent*innen und Pädagog*innen
Neben präventiven Bildungsangeboten braucht es klare Interventionsstrategien. Unterrichtende, Lehrende und Erziehende müssen in der Lage sein, antisemitische Äußerungen und Verhaltensweisen zu erkennen, zu benennen und auf diese angemessen zu reagieren. Wir fordern eine aktive Unterstützung von Lehrkräften und andere Bildungsakteur*innen sowie Fortbildungsangebote, die sie befähigen, Antisemitismus aktiv entgegenzutreten.
Klare Haltung und Schutz für Betroffene
Bildungseinrichtungen müssen eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Antisemitismus verfolgen. Das erfordert verbindliche Maßnahmenkataloge sowie die Unterstützung von Betroffenen. Antisemitische Vorfälle müssen konsequent aufgearbeitet werden. Die GEW fordert einen systematischen Ausbau des Diskriminierungsschutzes an Bildungseinrichtungen. Entsprechende Unterstützungs- und Beschwerdestrukturen für Betroffene sind zu schaffen bzw. vorhandene zu stärken.
Keine Instrumentalisierung für Repressionen
Die GEW warnt davor, den Kampf gegen den Antisemitismus für Repressionen gegen kritische Studierende und Wissenschaftler*innen zu instrumentalisieren. Der Verschärfung bzw. Wiedereinführung des repressiven studentischen Ordnungsrechts an Hochschulen erteilen wir eine Absage. Was genau unter Antisemitismus zu verstehen ist und in welchen Situationen er vorliegt, darf der Staat nicht autoritär verordnen, sondern ist Gegenstand kontinuierlicher wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Reflexion. Bei der Vergabe von Fördergeldern für Bildung und Forschung ist die Freiheit von Wissenschaft, Meinung und Kultur zu respektieren.
Stärkung der demokratischen Kultur an Bildungseinrichtungen
Wir setzen uns für eine Kultur an Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen ein, die durch gegenseitigen Respekt und den Schutz vor Diskriminierung geprägt ist. Demokratische Werte, Diversität und Menschenrechte müssen über politische Bildung vermittelt und im Alltag von Schulen und Hochschulen erlebbar gemacht werden.
Unser Versprechen
Die GEW wird sich weiterhin entschieden gegen jede Form von Antisemitismus und für ein Bildungssystem einsetzen, welches die Würde jeder und jedes Einzelnen schützt. Als Bildungsgewerkschaft tragen wir Verantwortung, mit unserer Stimme die Werte von Respekt, Gerechtigkeit und Solidarität zu verteidigen. Wir sind bereit zur Zusammenarbeit mit politischen und zivilgesellschaftlichen Partner*innen, um gemeinsam für eine diskriminierungsfreie Bildung einzutreten. Wir rufen Akteur*innen im Bildungsbereich auf, Haltung zu zeigen, Vorurteilen entgegenzutreten und sich mit uns für eine antisemitismusfreie Gesellschaft einzusetzen.